Full text: Lehrbuch der Geographie für höhere Unterrichtsanstalten

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Viertes Buch. 
baren und schönen Insel Rügen (18 □ groß) hinüber fahren. 
Ziemlich in ihrer Mitte bietet der Rugard einen herrlichen Aus¬ 
sichtspunkt, unweit der Südküste winkt in reizender Lage das Seebad 
Putbus (Schloß, Pädagogium), und die südöstliche Halbinsel Mönk- 
gut hat für den Beobachter alter, eigenthümlicherVolksgebräuche viel 
Interessantes; aber die meisten Besucher drängen sich nach dem bald 
breiteren, bald ganz schmalen Landstreifen, welchen das im O. eindrin¬ 
gende Meer zur Halbinsel ausgeschnitten hat. Auf Jasmund, dem 
nach NO. springenden Buckel der Halbinsel, ist die Stubbenitz, ein 
herrlicher Buchenwald mit einem düster-geheimnißvollen See, an 
dem die alten Deutschen der Mutter Hertha (Erde) Geheimgottes- 
Lienst gefeiert haben sollen. l/* Stunde nach W. tritt man auf die 
Stubbenkammer, einen 500' hohen, nach dem Meere fast senk¬ 
recht abgeschnittenen Vorsprung des Kreidegebirges, das hier in der 
Länge von 1 M. die Küste gürtet. Wittow ist der nördlichste 
Buckel der Halbinsel, die nördlichste Spitze davon das Vorgebirge 
Arko n a. Hier stand eine Festung der Heiden und^ein Hauptheilig¬ 
thum des Götzen Swantewit; jetzt ein Leuchtthurm. Um Rügen 
noch andere kleine Inseln, Ummanz, Hiddensoe u. s. w. 
3. Provinz (Königreich) Preußen, 1100 m M., 
2V2 Mill. E. Die natürliche Geographie und geschichtlichen 
Verhältnisse siehe S. 291. 292. 295. 301. 302. 
a) Rgbz. Königsberg. Die Hauptst. des Königreichs, Kö¬ 
nigsberg, liegt am Pregel, 1 M. von seiner Mündung. Der bei 
weitem größte Theil, die Stadttheile Altstadt und Löbenicht, 
liegt auf dem ansteigenden nördlichen Ufer, daher viele Straßen schief 
und abhängig. Ziemlich in ihrer Mitte das Schloß, und nördlich 
davon der 47 Morgen haltende Schloßteich mit anmuthigen Umgebun¬ 
gen. So bietet Königsberg auf der einen Seite fast ländliche Reize, 
auf der andern das Bild der großen Handelsstadt. Als solche erscheint 
es besonders im Stadttheil Kneip Hof, der auf einer Pregelinsel 
liegt. Mit allen Stadttheilen hat Königsberg fast 2 M. im Umfange 
und 80,000 E. Universität. Man arbeitet an der Befestigung der 
Stadt. — Von der Seesekte her deckt es schon die Festung Pillau, 
am Meereingange des frischen Haffs. An diesem 1*/2 M. nördlich von 
Pillau Fischhausen, in dessen Nähe Adalbert siel. An den Strand 
von Pillau bis zu der scharfen Ecke zwischen beiden Haffen, die Küste 
der alten Landschaft Samland, wird am reichlichsten Bernstein 
angespült, ein gelbes, durchsichtiges Baumharz der Vorwelt, in 
welchem zu Zeiten kleine Jnsecten eingeschlossen sind. Er findet sich an 
der ganzen Ostseeküste, aber bei weitem am meisten an der preußischen; 
zuweilen wird er auch im Innern gefunden, so das bis jetzt größte 
Stück von 13 l/2 Pfund. Schon die Alten kannten den Bernstein, 
und die Phönicier sollen ihn von der preußischen Küste geholt haben; 
daß er durch Zwischenhandel zu Lande bis an das Mittelmeer kam, 
ist gewisser. Die alte Welt nannte den Bernstein Electron, wes¬ 
halb neuere Naturforscher eine mit zuerst am Bernstein beobachtete 
Naturkraft Electricität nannten. — Ein paar Meilen von die¬ 
ser Küste landeinwärts liegt der isolirte Galtgarben, 500'. — 
Von Königsberg zieht sich nach SW. durch den Bezirk eine nach 
Ber-
	        
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