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auch Polen und in Böhmen die sogenannten Stockböhmen, welche
eine dem Polnischen ähnliche, slavische Sprache reden.
Doch auch das zu dem deutschen Bunde gehörige Land allein
ist gross genug, um das Vaterland einer mächtigen Nation zu
sein. Wäre sie nur immer einig, und stünden Alle für einen Mann!
Viel ist schon gewonnen durch den Zollverein zwischen Preussen,
Baiern, Sachsen, Würtemberg, Baden, Hessen und den übrigen
süddeutschen und mitteldeutschen Staaten. Dadurch hört die Stö¬
rung des Handels durch die vielen Mauthen wenigstens auf. Al¬
lein Hanover, Oldenburg, Meklenburg, selbst die Bundesstädte
Hamburg, Bremen und Lübeck fehlen noch in dem Vereine, und
Östreich wird sich wegen seiner ausserdeutschen Besitzungen viel¬
leicht niemals anschliesen. Auch hat selbst der Verein weder gleiche
Münzen, noch gleiches Maass und Gewicht; und man kann auf ei¬
ner kleinen Reise oft an einem Tage sechserlei Maas finden.
An Grösse übertrifft der deutsche Bund das mächtige Frank¬
reich. Denn er umfasst 11600 Quadratmeilen, Was ungefähr die
doppelte Grösse von England ist. Und diese Fläche wird von
etwa 40 Millionen Menschen bewohnt, so dass, wenn sie gleich
vertheilt wären, auf jeder einzelen Quadratmeile 3 500 Menschen
leben würden. Aber freilich ist ein ausserordentlicher Unterschied
in der Bewohnbarkeit des Landes. In manchen fruchtbaren Thä¬
lern und Ebenen leben mehr als doppelt so viele Menschen auf
einer solchen Meile, in öden Gebirgsstrichen oder Sandflächen
kaum die Hälfte. Denn wenn gleich Deutschland keine ganz unbe¬
wohnten Wüsten enthält, wie manche anderen Länder, so gibt es
doch Gebirgsgegenden, wo das Getraide nicht immer reif wird,
und Obstbäume gar nicht fortkommen, und wieder Heiden, wo
der Ackerbau den fleissigsten Arbeiter kaum ernährt und Meeres¬
küsten, wo die Bewohner nur von dem Fischfänge leben können.
Allein Dies sind Ausnahmen; im Ganzen ist unser Vaterland ein
gesegnetes Stück der Erde. Mindestens gerathen überall die Kar¬
toffeln und sichern Menschen und Vieh eine gesunde Nahrung.
Auch die wichtigsten Getraidearten sind ziemlich überall verbrei¬
tet, Weizen wächst zwar nicht in jedem Boden, dennoch kann
Deutschland im Ganzen noch grosse Mengen davon verkaufen.
Spelz (Dinkel) ist freilich nur in Süddeutschland zu Hause, allein
derselbe ist nicht unentbehrlich, ja er wird durch den Weizen über¬
treffen. Haferbrod braucht fast nirgends zur täglichen Nahrung ge¬
nommen zu werden, auch da, wo nicht alle Sorten edleren Getraides
fortkommen. So ist es auch mit dem Obste. Edleres, feineres Obst,
Weintrauben, Mandeln, Kastanien, Aprikosen und Wallnüsse
(welsche) sind freilich nur in den südwestlichen Gegenden Deutsch¬
lands und in einigen anderen günstig gelegenen Bezirken einhei¬
misch, allein mit einiger Mühe und Sorgfalt lassen sie sich doch
auch anderswo zur Reife bringen. Äpfel, Birnen, Kirschen, Pflau¬
men und Zwetschen sind dagegen über den grössten Theil des
Landes verbreitet. Der Weinbau bleibt selbst in den Gegenden
am Rheine und an der mittleren Donau ein mancherlei Unfällen
ausgesetztes und oft undankbares Unternehmen. Dennoch werden
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