Full text: Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde

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lendes Herz — es ist ja nur ein Sclave. Wird sein Leichnam 
nicht, was jedoch meistens geschieht, dem Geier, dem Adler oder 
der Hyäne zur Speise, dann trocknet er aus, wird zur natürlichen 
Mumie und eine dicke lederartige Haut bedeckt die Knochen. Wir 
hatten an diesem Tage bedeckten Himmel, und ein starker West¬ 
wind, der den Flugsand aufrührte, fiel uns beschwerlich. Eine 
Karawane, von AbuHammed kommend, übernachtete unfern von 
uns an einem einzeln stehenden Felsen. 
Der 15. Februar ließ uns das Ende des gebirgigen Thei- 
les der Wüste erreichen. Durch einen langen, an beiden Seiten 
von Sandsteinfelsen eingeengten Paß treten wir in ein weites 
Wüstenthal, vom Araber das Meer ohne Wasser genannt, dessen 
Fläche als unabsehbare Ebene sich vor uns au-sbreitete. Der bis¬ 
her durchwanderte Theil hatte durch den steten Wechsel der Berg¬ 
formen des Sandsteines, meist isoliert stehende Berge von 100 
bis 300 Fuß Höhe, noch manches angenehme. Aber nun lag 
die weite Sandfläche in trauriger Einförmigkeit vor uns, ver¬ 
gebens suchte das Auge nach einem Ruhepunkte, nirgends zeigte 
sich ein Berg, dagegen erblickte es ein Naturschauspiel, wie es 
die Wüste so oft zeigt: von zehn Uhr des Morgens bis vier 
Uhr des Nachmittags eine herrliche Fata Morgana. Wir sehen 
auf dem wasserlosen Sande Wasser in Menge und in den ver¬ 
schiedensten Formen. Da gab es Flüsse, Teiche, Seen und ein 
unabsehbar hohes wellenbewegtes Meer. Die Berge des Wüsten¬ 
randes ragten gleich Inseln aus dem Wasserspiegel, in welchem 
wir wiederum ihre Bilder in verkehrter Lage erblickten, und es 
ward diese Luftspiegelung unter günstigen Verhältnissen bisweilen 
so stark, daß wir uns dem vermeintlichen Wasser bis auf weniger 
als 100 Schritte nähern konnten, ehe das Bild plötzlich wie 
durch einen Zauberschlag zerfloß und wir uns von dem gelben 
heißen Sande der Wüste umgeben sahen. Welche Höllenqual muß 
eine solche Täuschung dem armen Wanderer verursachen, der im 
Todeskampfe der Ermattung nach einem Tropfen Wasser lechzt 
und zu seinem Schrecken erkennt, daß es nur „Wasser des Satans" 
war, wie es der Araber nennt, das seine Hoffnung belebte. Be¬ 
sonders schön zeigte sich diese Luftspiegelung um die Mittagszeit. 
Wir mochten ungefähr eine Stunde hinter der Karawane zurück¬ 
geblieben sein und schickten uns eben an, derselben nachzueilen, 
als wir sie langsam vor uns herziehen sahen, alle Kamele an¬ 
einander gereihet, Menschen und Thiere schienen hoch in der Luft 
oder vielmehr auf einem Wasserspiegel zu gehen, der jedoch ver¬ 
schwand, als wir uns in äußerster Nähe befanden und die singen- - 
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