Senegambien. Abessinien und Maurilanien.
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der langen Dauer der tropischen Regen und der hohen Temperatur sehr kräftig.
Namentlich tragen die Deltas der Flüsse die dichtesten Urwälder mit den prächtige
sten Waldbäumen, mit Orchideen und Schlingpflanzen bedeckt. Hier erreicht der
Stamm des Affenbrodbanmes einen Durchmesser von 30 F., und die Früchte der
Afrika eigenthümlichen Oelpalme bedecken fußhoch den Boden: Indigo, Zuckerrohr
und Kasfeebaum wachsen überall wild, und die Körner des Schihbaumes ( Bassia
Parkii) geben eine treffliche Butter. Nach den Körnern des Paradies-Ingwer (Amomum
Grammi Paradisü) hat die Pfeffer- oder Körn er küste ihren Namen. Die Früchte
des Gurunußbaumes (Sterculia acuminata) werden überall hoch geschätzt. — Die
Mündungen und Ränder der Flüsse sind mit undurchdringlichen Mangrove-Wal¬
dungen bedeckt, und auf den Savannen Sierra Leones und der Aschantis, aus de¬
nen Schafe mit Haaren statt der Wolle weiden, sind die Gräser 20 F. hoch. Bei
den nicht sehr ergiebigen Savannen, dichten Urwäldern und ausgedehnten Felswüsten
kann die Bevölkerung nicht sehr dicht sein.
§ 193. Westlicher liegt Senegambien; zwischen den Quellen des Senegal
und dem oberen Dscholiba ist es eine der wildesten, erhabensten, unwegsamsten
und menschenleersten Gegenden; an den Ufern der Flüsse, die jährlich befruchtend
übertreten, ein herrliches, fruchtbares, zum Theil auch mit dichten Wäldern bedeck¬
tes Land. Der Küstenstrich bietet niedrige Sanddünen, und der Boden hat hier
eine so hohe Wärme, daß Eier in dem Sande nach Verlauf von drei Stunden
von der Sonne gekocht sind. Senegainbien ist überhaupt eines der heißesten Län¬
der der Erde. Die Küstenebenen werden nach dem Regen zu weiten Gras-Sa¬
vannen; aber wenn dieselben zur Vertilgung der Raubthiere und Schlangen ab¬
gebrannt sind, bietet der kahle, rothe Boden ein nacktes, trauriges Bild. Die be¬
deutenden Mimosen-Wälder geben den Haupt-Ausfuhr-Artikel, das Gummi.
Ungeheure Affeubrodbäume finden sich überall, und Hirse, mit 15 bis 18 F. hohen
Aehren, Baumwolle und Indigo werden sehr viel gebaut.
§ 194. Nördlich vom Nordrande, vor seiner Osthälfte, liegen unbekannte
Bergländer. Auf der rechten Seite des Bahr-el-Asrek dehnt sich im Alpenlande
Habesch das grasreiche, meist aber baumlose, 6 bis 8000 F. hohe Plateau von
A mH ara und Gondar mit dem Tzana-See aus. Auf der Hochfläche selbst er¬
heben sich zahlreiche Tafelberge (Ambas), und den Ostraud bildet das riesige, bis
über 14.000 F. hohe Simen-Gebirge. Südlich und südwestlich liegt die Berg¬
landschaft Godjam, durch welche der Nil hindurchbricht. — Nordöstlich vom Tzana-
See breitet sich ein anderes Hochland aus, das von Tigre, welches mit langen,
parallelen Ketten gegen das Meer und zwar zunächst zum sandigen Küstensaume
Samhara abfällt. — Nördlich und westlich senkt sich dieses abessinische Alpen¬
land, eine natürliche Felseuburg, steil zu einem sumpfigen, üppigen, sechs bis sie¬
ben Tagereisen breiten, mit dem dichtesten Urwalde bedeckten und mit Elephanten,
Raubthieren und Schlangen erfüllten Hügellande, Kolla genannt. Die übrigen
angrenzenden Tiefebenen sind ein schrecklich heißes, ödes, Wasser- und pflanzenloses
Gebiet, theils nackter Fels, theils mit Sand bedeckt; so namentlich der Küstenstrich
am rothen Meere.
§ 195. II. Von dem hohen Afrika ganz getrennt liegen:
A. Das Hochland der Berberei oder Mauritanien. Es besteht aus einer
Menge von Vergebenen von verschiedenen Richtungen und aus Gebirgsketten. Am
Nordrande liegen mehrere Ketten, die zum Theil bis ans Meer gehen, felsige, öde Ge¬
genden, Rif, d. h. Küstenland genannt, nur hie und da schmale Küstenstriche frei¬
lassen^ und mit Spitzen, bis 5700 F. hoch. Es ist dies ein 10 M. breiter Ge-
birgsgürtel, hie und da von fruchtbaren Ebenen unterbrochen, z. B. von der 3 bis
5 M. breiten, 15 M. langen, völlig ebenen Metidscha, im S.O. von Algier;
oder von tiefen, schluchtenartigen Querthälern, mit Granaten, Orangen, Feigen,
Lorbeern und Cactus erfüllt. — Südlich davon ist ein ebener Strich Landes vom
atlantischen Meere an bis Tunis zu verfolgen, im östlichen Theile felsig, häufig