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der Rath von Zürich ihm Beifall gab, und seine Verbesserung
unterstützte; ja schon 1520 wurde befohlen, daß in Zürich und
dessen Gebiete das Wort Gottes ohne menschliche Zusatze gelehrt
werden sollte, und nachdem dies zwei Jahre lang geschehen war,
wurden auch die äußeren Gebräuche, die dem reinen Evangelium
zuwider sind, die Messe, die Ohrenbeichte u. dergl. abgeschafft.
Da nun Zwingli fortfuhr, für Ausbreitung der einfachen Lehre
Jesu thätig zu wirken, so bot ihm der Papst hohe geistliche
Ehrenstellen an, in der Hoffnung, ihn dadurch zum Schweigen
zu bringen. Aber Zwingli achtete den Beifall Gottes und den
Schatz km Himmel für hoher als alle menschliche Ehre, und
lehnte alle Anträge ab. Der Rath von Zürich berief darauf
alle Geistliche, die Zwingli's Lehre glaubten widerlegen zu
können, nach dieser Stadt, und obgleich an 600 zusammenkamen,
so ging er doch siegreich aus der Disputation hinweg. Nun
gab er sein Glaubensbekenntniß von der wahren und der falschen
Religion heraus, und äußerte sich darin, fast ganz auf dieselbe
Weise wie Luther. ,,Nur die Bibel," sagte er, „muß über un¬
fern Glauben und unser Thun entscheiden; alle menschlichen Zu¬
sätze sind verwerflich, und eher wird es um uns nicht gut stehen,
bis wir zu der Einfachheit der christlichen Kirche, wie sie in der
ersten Zeit nach Christus Weggang war, zurückkehren." Nur
in einigen wenigen unwesentlichen Stücken wich er von Luther
ab, besonders in der Lehre vom Abendmahl, indem er lehrte,
daß bei dem Tische des Herrn Brot und Wein als Erinnerungs¬
zeichen an Jesus genossen würde; denn die Worte: „das ist
mein Leib!" heißen nichts Anderes, als: „das bedeutet mei¬
nen Leib!" und behaupten zu wollen, man genieße wirklich den
Leib und das Blut Jesus, sey ja gegen alle Vernunft. Luther
aber war andrer Meinung, und behauptete, man müsse sich an
den Buchstaben der heiligen Schrift halten, und nicht an dem
Worte Jesus klügeln. Dieser habe einmal gesagt: „das ist
mein Leib!" und dabei müsse es bleiben. Wie das zugehe, daß
das Brot Jesus Leib werde, wüßten wir freilich nicht anzuge¬
ben; aber darüber müßten wir auch nicht forschen; Gottes Wort
sagte es nun einmal, und darum müßten wir es glauben. Phi¬
lipp von Hessen gab sich Mühe, beide Männer zu vereinigen,
und veranstaltete deshalb eine Unterredung, zu welcher sich außer