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Helvctien oder die Schweiz.
Stadt macht keinen günstigen Eindruck; denn sie hat enge Gassen
und alterthümliche Häuser. Aber herrlich ist die Aussicht auf
den drei Brücken, die über dieRcuß und den See führen. Man
sicht hier nicht nur über einen großen Theil des Sees bin, son/
dcrn auch eine Menge boher Berge. Auf der einen Brücke ist
ein großes Bild, auf dem alle Berge und ihre Höhen verzeichnet
sind, die man von da übersehen kann. Die andern Bilder, mit
denen die Brücken verziert sind, haben einen nur geringen Werth,
geben ihnen aber ein originelles Ansehen. Merkwürdiger ist der
kolossale Löwe, der vor noch nicht 10 fahren aus einem
Felsen gehauen ist, und sich in einem Garten der Stadt befindet.
Er ist zum Andenken an die 786 treuen Schwcizersoldaten errichtet
worden, die in der französischen Revolution am lOten August
1792 von dem wüthenden Pöbel in Paris ermordet wurden. Die
Stadt ist sehr lebhaft, weil die große Straße zwischen Deutsch/
land und Italien über den St. Gotthard hindurch führt.
16. Der Kanton Unterwalden
führt uns wieder ins Alpcnlan'o zurück. Im Süden und Osten
ist er von hohen Bergketten eingeschlossen, die ihre weißen
Häupter bis über die Schneelinie erheben, und selbst Gletscher
enthalten. Der höchste Berg ist der Titlis im südöstlichsten
Winkel, und von ihm zieht sich, immer an der Gränze von
Uri, die hohe Kette der Suren en hin bis zum Vierwald-
städtcrsce. Westlich vom Titlis, auf der Gränze zwischen Un¬
terwalden und Bern, ist der Brünig. Mitten durch den
Kanton zieht sich eine niedrigere Kette, der Kernwald, der
das Land in zwei Theile theilt: der Theil östlich,'am See,
heißt Nid dem Walde, und der westliche Ob dem Wal¬
de. Erst gegen Norden wird das Land weniger bergig. Die
Einwohner beschäftigen sich fast allein mit Alpcnwirthschaft,
und der unterwaldncr Käse wird für einen der besten gehal¬
ten, und desto theurer bezahlt, je älter er ist. Ein Reisen¬
der erzählt, man hätte ihm einen 15jährigen Käse als eine
große Leckerei vorgesetzt. In Unterwalden ob dem Walde ist
Sarnen der Hauptort, aber unbedeutend. Auf einem dicht
dabei liegenden Berge stand einst das Schloß Landenberg,
welches der Landvogt Deringer von L a n d c n b e r g bewohnte, der
am Isten Januar 1308 von den Einwohnern verjagt wurde, und
nachher in der Schlacht im Morgarten seinen Tod fand. Ein
nicht fernes Thal,