Full text: [Lehrstufe 3] (Lehrstufe 3)

IV 
es unter anderem nicht nöthig, diejenigen Figuren zur mathematischen 
Geographie, die sich in den allgemein verbreiteten Schulatlanten finden, 
hier zu reprodneiren. Die geringsten Veränderungen hat dagegen die 
Topographie der einzelnen Länder erlitten, weil mir hier eine erhebliche 
Erweiterung dessen, was die zweite Lehrstufe bietet, am wenigsten 
rathsam schien; sie beschränken sich daher auf einige Zusätze sowie auf 
Weglassung minder wesentlicher Angaben. 
Im übrigen ist der naturgeschichtliche Theil mehr zurückgetreten, 
dagegen haben die geschichtlichen und ethnographischen Beziehungen 
eine breitere Ausführung erhalten. Denn der gereiftere Schüler wird 
nunmehr im Stande sein, den Zusammenhang zwischen den Schicksalen 
der Völker und den natürlichen Bedingungen, unter denen sie sich eben 
zu diesem und keinem andern Charakter entwickelt, unter denen sie diese 
und keine andere Stellung in der Weltgeschichte erreicht haben, zu ver¬ 
folgen. Ueberhaupt aber bin ich bemüht gewesen, das vergleichende 
Moment, in welchem sich doch eigentlich der ganze bildende Werth des 
geographischen Unterrichts concentrirt, aus der mehr äußerlichen 
Stellung, die es in der ersten und zweiten Lehrstufe einnahm, tiefer 
in den Stoff selbst zu verlegen, es enger mit ihm zu verweben. 
Freilich war es nicht möglich mehr als kurze Andeutungen und 
Fingerzeige zu geben, doch hoffe ich, daß sie deutlich genug sein werden, 
um dem Schüler mancherlei Anregung, dem Lehrer aber Gelegenheit 
zu weiterer Ausführung zu bieten. Was z. B. die Größenvergleichungen 
betrifft, so sind diese nur in einzelnen Fällen mit ausdrücklichen Worten 
aufgeführt; dennoch meine ich, wie auch schon von Anderen wiederholt 
hervorgehoben worden ist, daß auf dieselben ein großer Nachdruck 
gelegt werden muß, weil der verschiedene Maßstab der Einzelkarten 
in den Atlanten, namentlich in Bezug auf die außereuropäischen 
Erdräume, leicht irrige Vorstellungen erzeugt. Diesem vorzubeugen 
ist es mir immer als ein wirksames Mittel erschienen, jene Räume 
nach einem Kanon solcher Theile Europas zu messen, die sich in runden 
Zahlen ansdrücken und daher dem Gedächtniß leicht einprägen lassen; 
als solche bieten sich beispielsweise Corsita (160 Hü Meilen), Würtem- 
berg (350), Sicilien (fast 500), Hannover (700), Böhmen (gegen 1000), 
Bayern, Würtemberg und Baden zusammen (2000), Preußen (über 
5000), Frankreich (10000) u. s. w. Danach gemessen wird dem 
Lernenden etwa die Insel Cuba ganz anders erscheinen, als wenn er 
nur erfährt, daß sie 2000 üHMeilen enthält, wobei er sich im Grunde 
doch wenig denken kann. Es ist aber nöthig, daß der Lehrer selbst 
darauf Hinweise, denn die wenigsten Schüler werden diese Operation, 
so einfach sie ist, aus freien Stücken machen. 
Dies ist also nur ein Punkt von vielen. Welche Fülle der be¬ 
lebendsten, anregendsten Vergleiche bietet nun aber nicht das Eingehen 
auf die Erdstellung, Bodenform, Bewässerung, Produktionsfähigkeit, 
Kulturverhältnifse, kurz auf alles, was den Charakter eines Landes 
und seiner Bewohner ausmacht! An ihnen kannFich das Auge des
	        
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