Full text: [Halbband 2 = (Für Ober-Tertia), [Schülerband]] (Halbband 2 = (Für Ober-Tertia), [Schülerband])

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6. In der Frühe. 
Von Eduard M ö r i k e. 
Kein Schlaf noch kühlt das Auge mir, 
Dort gehet schon der Tag Herfür 
An meinem Kammerfenster. 
Es wühlet mein verstörter Sinn 
s Noch zwischen Zweifeln her und hin 
Und schaffet Nachtgespenster. 
— Ängste, quäle 
Dich nicht länger, meine Seele! 
Freu' dich! schon sind da und dorten 
io Morgenglocken wach geworden. 
7. Frühttngsdämmerung. 
Von Joseph v. E i ch e n d o r f f. 
In der stillen Pracht 
In allen frischen Büschen und 
Bäumen 
Flüstert's wie Träumen 
Die ganze Nacht. 
s Denn über den mondbeglänzten 
Ländern 
Mit langen, weißen Gewändern 
Ziehen die schlanken 
Wolkenfraun wie geheime 
Gedanken, 
10 Senden von den Felsenwänden 
Hinab die behenden 
Frühlingsquellen, die hellen Wald- 
quellen, 
Tie's unten bestellen 
An die duft'gen Tiefen, 
Die gerne noch schliefen. 
Nun wiegen und neigen i8 
In ahnendem Schweigen 
Sich alle so eigen 
Mit Ähren und Zweigen, 
Erzählens den Winden, 
Die durch die blühenden 
Linden 20 
Vorüber den grasenden Rehen 
Säuselnd über die See'n gehen. 
Daß die Nixen verschlasett auf¬ 
tauchen 
Und fragen, 
Was sie so lieblich hauchen — 25 
Wer mag es wohl sagen? 
8. FrühzeitMr Frühling. 
Von Wolfgang v. Goethe. 
1. Tage der Wonne, 
Konrnlt ihr so bald? 
Schenkt inir die Sonne 
Hügel und Wald? 
2. Reichlicher fließell 
Büchlein zumal, 
Sind es die Wiesen, 
Ist es das Tal?
	        
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