— 61 —
JO. Die deutschen Schutzgebiete.
Seit dem Jahre 1884 begann die Erwerbung deutscher Schutz-
gebiete in außereuropäischen Erdteilen. Dieselben liegen teils in Afrika,
teils in der Südsee und teils in Asien.
I. Deutsche Schutzgebiete in ÄfriKa
sind das Togoland, Kamerun, Deutsch-Südwest-Afrika und Deutsch-Ost-Afrika.
1. Das Togolaud liegt in Oberguinea an der Sklavenküste. Es ist die
kleinste von den deutschen Kolonieen in Afrika und umfaßt etwa 60000 qkm,
erreicht also ziemlich die Größe Bayerns. Die Küste ist nur 52 km lang
(nahezu Entfernung zwischen Hamburg und Lübeck), doch erweitert sich das
Land nach N. fächerförmig. Der Küstenstrich ist sandig, deshalb für Schiffe
schwer zugänglich, und hat schmale Dünen, hinter denen Strandseen liegen.
Nach dem Innern zu erhebt sich das Land allmählich zum Gebirge, an
das sich eine Hochebene anschließt. — Togoland liegt in der heißen Zone
nördlich vom Äquator. Das Klima an der Küste ist ungesund, so daß hier
das Fieber viele Menschen hinrafft; im gebirgigen Binnenland und im trockenen
Hochlande ist es für Europäer erträglich. Die Bewohner, deren Zahl sich auf
21j2 Mill. beläuft, gehören zu den Negern, Sie sind körperlich wohlgebildet,
haben schwarzbraune Hautfarbe und leben mit den Europäern in gutem Ein-
vernehmen. Sie sind fleißige Ackerbauer und Viehzüchter. Die Haupt-
gewächse sind Mais, Mohrenhirse, das Knollengewächs Aams, Reis und
Baumwolle. Die Grasfluren des Hochlandes ernähren zahlreiche Rinder, Pferde
und Esel. Auch der Handel bildet eine wichtige Erwerbsquelle. Die
Hauptausfuhrartikel sind Palmöl, Palmkerne und Kautschuk. Unter den
Negern giebt es auch geschickte Handwerker (Töpfer, Holzarbeiter, Schmiede
und Weber). Der Religion nach sind die Einwohner Götzendiener; doch
suchen jetzt Missionare das Christentum unter ihnen zu verbreiten.
Die Hauptorte in Togoland sind Lome, Togo und Sebe. In Sebe
ist der Sitz des deutschen Landeshauptmanns.
2. Kamerun [famerün] liegt im innersten Winkel des Busens von Guinea
[giuea] und ist 495000 qkm groß, also fast so groß wie das Deutsche Reich.
Das Gebiet gehört dem mittelafrikanischen Hochland an, das bis nahe an die
Küste herantritt. Die Küste ist ein niedriger Sumpf- und Tieflandstreifen,
welcher stufenförmig nach dem innern Hochlande aufsteigt. Die Küstenebene
ist durch verschiedene Flußmündungen und durch den Kamerunbusen, welcher
die Gestalt eines AHornblattes hat, unterbrochen. Nach diesem Busen, der
sich durch seinen Reichtum an Krebstieren auszeichnet, hat das Land seinen
Namen (Kamerum ^ Krebs). Nördlich von der Bucht erhebt sich das
Kameruu-(d. h. Krebs-)gebirge, das im Götterberge eine Höhe von
4000 m erreicht. Im Innern Kameruns liegen fruchtbare Hochebenen,
waldreiche Bergländer und weite Grassteppen. — Das Klima der Küste
gilt als eines der ungesundesten an der ganzen Westküste Afrikas; weiter im
Landinnern ist es erträglich, und die Fieberkranken können sich in der frischen
Luft des Gebirges erholen. Wegen des Wasserreichtums uud der großen
Wärme ist Kamerun besonders in der Umgegend des Gebirges ein wahrer
Garten Gottes. Mächtige Wälder von Bananen und Palmenarten bedecken
Prkflrt-lnstitut
' ung
veis