Niederlande.
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gebaut ist, das von dieser Seite die Stadt vertheidigt. Wir hat¬
ten noch ein kleines Gebüsch zu passiren und gelangten dann an
die Oeffnung der St. Petershöhle, wo wir, auf das Geheiß unse¬
rer Führer, die Fackeln ansteckten und in das Innere der Erde
eintraten. Nachdem wir das Auge an die Dunkelheit gewöhnt hat¬
ten, die durch das flackernde Licht kaum ein wenig gemildert wur¬
de, bemerkten wir eine Grotte von 52 F. Breite und 44 F. Höhe.
Von da gingen wir einem in den Felsen horinzontal eingehauenen
gallertartigen Stieg entlang, der bald 20 und bald 6 Fuß Höhe
hatte. Rechts und links unterschieden wir ähnliche fortlaufende
Gallerien, deren Wände an einander stoßen und ohne Seitcnöff-
nungen sind. Nachdem wir eine halbe Stunde gewandert waren,
bemerkten wir lange, mehr oder weniger breite Wege, die jedoch
eine Wölbung von 20 bis 50 F. hatten. Diese Art unterirdischer
Straßen, die seit 2000 Jahren von Menschen gegraben worden
und immer zahlreicher werden, erstrecken sich auf ein Gebiet, das
6 Stunden lang und 2 Stunden breit ist. Während wir vor¬
wärts gingen, machten wlr unsere Bemerkungen über die Natur
der Galleriewände, einige waren rauh und uneben, andere dage¬
gen glatt und glänzend, als wären sie künstlich geschliffen. Wir
gewahrten oft Aushöhlungen, wo mitten durch den Sand der von
Arbeitern ausgehauenen Steine Inkrustationen von Muschelwerken,
Pflanzen und versteinerten Fischen, den Ueberbleibseln einer alten
Welt, sich zeigten. Die Ueberbleibsel einer Art von riesenhafter
Eidechse feffelten besonders unsere Aufmerksamkeit. Wir nahmen
davon eine Zeichnung auf, und den verfchiedenen Theilen nach zu
schließen, so weit wir sie nämlich beisammen hatten, muß diese
Amphibie wenigstens 55 bis 40 Fuß lang gewesen seyn. Unser
Führer brachte uns an einen Ort: der Springbrunnen ge¬
nannt, wo wir unS am Rande eines ziemlich großen Bassins hin¬
setzten, daS die Natur in einer Glimmerschicht gebildet hat, und
wo ein dünner Wasserstrahl sich ergießt, der aus dem Fuße eines
von zwei ungeheuren Felsen eingezwängten, versteinerten Baumes
hervorsprudelt. Nach einigen Augenblicken der Ruhe traten wir in
eine Gallerie ein, deren mit glanzendem Tropfstein bekleidete Wän¬
de wir eben recht aufmerksam untersuchen wollten, als ein Zufall
unfern geologischen Forschungen ein Ende machte. Wir waren
nämlich eben in einen neuen Gang eingetreten, als wir beim Schein
unserer Fackeln mitten in der Gallerie einen Gegenstand gewahr¬
ten, den wir anfangs für einen Steinblock hielten, der vom Ge¬
wölbe heruntergefallen sey; unser Führer, der diese Gallerie nicht
kannte, wiewohl er seit 20 Jahren allen Besuchern als Cicerone
gedient hatte, schritt muthig vorwärts; kaum hatte er jedoch den
Gegenstand erkannt, als er vor Schrecken zurückfuhr, indem er
ausrief: das ist ein Mensch! Wir näherten uns sofort, um die¬
sem Menschen einige Hülse zu bringen, fanden jedoch nur ein