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Italien. 
sche Wasserströmungen. An der östlichen Seite der Halbinsel Ser- 
mione sieht man, wenn der See ruhig ist, an 6 verschiedenen 
Stellen lange Reihen von Luftblasen, welche sprudelnd aus einer 
Tiefe von 210 Fuß zur Oberflache emporsteigen; sie verbreiten 
den Geruch von faulen Eiern und bestehen nach den angestellten 
Untersuchungen aus kohlensaurem Gas und geschwefeltem Wasser¬ 
stoffgas. Wahrscheinlich entstehen sie durch die Zersetzung einer 
unter der Erde liegenden Schicht von Schwefelkies. Das zweite 
Phänomen, die unterirdischen Strömungen, erscheinen immer nach 
großen Stürmen. Sind diese durch Nordwind veranlaßt worden, 
so strömt das Wasser von Süden nach Norden, und umgekehrt, 
wenn die Stürme aus Süden kommen. Oft ist die Strömung 
auch an der Oberflache des Wassers sichtbar, oft zeigt aber auch 
die Oberflache nicht die geringste Strömung, sondern sie ist bloß 
in der Tiefe bemerkbar. Diese Strömungen, von den Schiffern 
Eorrivo oder Corria genannt, entstehen aus dem Bestreben 
des Wassers, das durch die Winde gestörte Gleichgewicht wieder 
herzustellen. Diese treiben nämlich die Gewässer vor sich her und 
Haufen sie nach Verhältniß ihrer Stärke und Dauer mehr oder weniger 
in dem unter dem Winde liegenden Theile des Sees an, von wo 
sie, so wie der Druck nachlaßt, in ihre alte Stellung zurückkehren. 
Der Gardasee ist, besonders in seiner südlichen Hälfte, au¬ 
ßerordentlich fischreich und schon lange durch die Güte, Größe und 
Menge seiner Fische berühmt. Die Hauptniederlage der Fische ist 
zu Torri und Desenzano, von wo sie bis nach Verona, 
Brescia rc. versendet werden. Unter den Fischen ist der Car- 
pione der berühmteste und eine Merkwürdigkeit des Sees. Man 
glaubte sonst, daß er diesem See ausschließend eigenthümlich sey; 
er findet sich aber auch im Genfersee, wo er jedoch Ombre 
Chevalier heißt; und überdem trifft man ihn auch in dem Vier- 
waldstädter-, Neuenburger-, Vieler-und Murtnersee. Der zweite 
Rang gebührt der Lachsforelle, die weit verschickt wird. Merkwür¬ 
dig ist auch, daß eine Häringsart sich in unserm See findet und 
seit undenklichen Jahren darin einheimisch ist. Es sind sehr 
schmackhafte und beliebte Fische, die in großen Haufen im See 
herumziehen. 
Aus dem See erheben sich einige Inseln, wovon die Igeln 
dei-Frati oder Lecchi die größte ist, jedoch nur 2620 Fuß lang 
und 323 Fuß breit. Sonst war auf dieser Insel ein Kapuziner¬ 
kloster, an dessen Stelle jetzt eine reizende Villa des Grafen Leccchi, 
Besitzers der Insel, sich befindet. Von S. gegen N. erstreckt sich 
fast eine Meile weit in den See die schmale Halbinsel Sermione, 
die ganz aus drei felsigen Hügeln besteht, zur Römerzeit dem be¬ 
rühmten Dichter Catul lus gehörte, und durch eine sehr schmale 
Landenge mit dem Festlande zusammenhängt. Von der Villa,
	        
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