Gebirge.
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mente der Alten Welt, welche hier eine schaffende Thä¬
tigkeit entwickelten, die alle von der Natur gebotenen
Mittel auszubeuten und zu vermehren verstand, so daß
hier wirklich eine Neue Welt ersteht, deren großartiger
Aufschwung dem Amerikaner einen verzeihlichen Stolz ein¬
haucht.
Zwischen den Quellen des Rio Grande und Kansas
erhebt sich das Felsen geb ir ge (rocky mountain), an
die Sierra Madre angeschlossen, zu größerer Höhe und
ungewöhnlicher Maffenhaftigkeit; umfaßt dann die Hoch¬
ebene von Utah, mit der großen Wüste, deren Westrand
die Schneegebirge (Sierra Nevada) bilden, bis 14,000'
hoch, worauf beide Ketten wieder zusammen treten, und
den Grat des Wclttheils bis an sein Nordwest-Ende fort¬
setzen. Parallel diesem System ziehen sich am Ostrand
die Appalatschen hin, weniger ausschließlich krystalli¬
nisch, bis 6300' h., in vielfach eingeschnittene Küstenerhe-
buugen endend. Zwischen beiden Systemen breitet sich
die große Ebene aus, deren Höhe sich gegen das alktische,
atlantische und mexikanische Meer hin nur wenig zu sen¬
ken braucht, doch hinreicht, den Boden beständig zu ent¬
wässern. Hier sind nun die großen Ströme, deren leichte
Communikationen das Land eben zu dem bevorzugtesten
der Welt machen. Der meist fruchtbare Boden dieser
Ebene geht nur im S.W. in wasserlose Sandstrecken über,
während er nach Norden in die arctische Fels- und Seen¬
platte endet. — Hier ist der Mackenzie der Haupt-
strom. Das mächtige Seegebiet der Mitte findet im St.
Lorenz seinen Abfluß, und öffnet dasselbe der Seeschiff¬
fahrt bis tief ins Innere. Unvergleichlich aber ist der
M i ssissip pi mit seinem 58,000 Q.M. umfassenden Strom¬
gebiet, die Hauptader der Neuen Welt, während die Flüsse
im W. des Felsgebirgs durch Stromschnellen wenig schiff¬
bar sind. Nordamerika besteht also im Wesentlichen auch
wie Südamerika aus ungeheuren Längegebirgen und un¬
geheuren Breitenicdrungen, jedoch mit viel mehr Mannig¬
faltigkeit in seiner Küstenbildung.