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würde er ihn nicht auf seinem Wege einholen, unter ihm
vorübergehen, und ihm vorausgehen; es bewegen sich
also nicht alle Sterne gleichförmig von Westen nach Osten,
sondern einige haben eine eigene verschiedene Bewegung.
Denn nicht bloß der Mond bedeckt einzelne Sterne, son¬
dern das geschieht auch durch den Stern Mars, die Venus,
den Jupiter und den Saturn u. s. w. Auch die Sonne
macht am Himmel nicht immer den gleichen Gang, son¬
dern verändert denselben mannigfach wahrend eines Jah¬
res. Sie geht im Frühlingsanfang genau in dem Aequa-
tor oder dem Oftpunkte auf und in dem Westpunkte unter,
und wir sehen die Hälfte ihres Laufes und haben deßwegen
Tag- und Nachtgleiche. Von dieser Zeit an geht sie aber
jeden Tag von dem Ostpunkte weiter gegen Norden zu
auf, wir sehen mit jedem Tage mehr von ihrer Bahn
(vgl. oben), oder bekommen immer längere Tage. Dies
dauert bis zum 21. Juni oder Sommersanfang, wo die
Sonne nicht weniger als 23i/2° von dem Ostpunkte gegen
Norden zu aufgeht. Von da an nähert sie sich mit jedem
Tage wieder dem Ostpunkte, und bis zum 22. September
hat sie ihre Rückkehr vollendet, und wir haben die Herbst-
Tag- und Nachtgleiche. Von jetzt an weicht sie von dem
Oftpunkte gegen Süden ab, sie geht immer mehr südöstlich
auf, und erreicht am 21. December ihre größte südöstliche
Entfernung vom Ostpunkte, 23y20; dann haben wir den
kürzesten Tag und Wintersanfang, bis die Sonne allmäh-
lig gegen Osten umkehrend den Aequator wieder erreicht.
Dies wiederholt sich regelmäßig ein Jahr wie das andere;
die Sonne scheint vom 23y2° nördlicher Breite bis zum
2372° südlicher Breite, also in einem Raume von 47
Graden sich in einem schraubenförmigen Gange hin und
her zu bewegen; sie hat also jedenfalls eine andere Be¬
wegung, als die Sterne.
Eben so auffallend bewegen sich die sogenannten oberen
Planeten, Mars, Jupiter und Saturn. Diese stehen z. B.
heute bei einem gewissen Stern und gehen mit ihm auf
und unter; von dem folgenden Tage an aber gehen sie
diesem Sterne voraus, als ob sich die Schnelligkeit ihres
Laufes vermehrte; nach einiger Zeit hingegen scheinen sie
wieder langsamer zu gehen, als ob sie ihren früheren
Begleiter erwarteten; dann gehen sie wieder in Gesell¬
schaft desselben, bis sie das Vorwärtsgehen und Rück-