Full text: Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken (Reihe 3)

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Die Franken bis zum Untergange der Merowinger. 
schon das Versprechen; nun sei auck du nicht dem König entgegen." Ich 
antwortete ihnen: „Und wenn ihr mir tausend Pfund Silber und Gold 
gäbet, so könnte ich nichts andres thun, als was der Herr mir zu thun 
geboten hat. Das Eine nur verspreche ich: was die übrigen nach den 
Satzungen der Kirche beschließen werden, dem werde auch ich beitreten." 
Jene verstanden offenbar nicht, was ich sagte; denn sie dankten und ent¬ 
fernten sich. Als es Morgen geworden war, kamen auch etliche von den 
Bischöfen zu mir; die hatten einen ähnlichen Auftrag, und ich gab ihnen 
etwa dieselbe Antwort." — 
Am folgenden Tage wurden die Verhandlungen fortgesetzt. Der König 
klagte Prätextatus des Diebstahls an, weil man mehrere Beutel mit Gold 
und Kleinodien in Rouen bei ihm gefunden hatte. Prätextatus bewies, 
daß sie ihm von der Königin Brunhilde zur Aufbewahrung anvertraut 
seien. Da der König nun sah, daß er auf diese Weise Fredegundes Willen 
nicht erfüllen könne, war er verlegen und ging alsbald von dannen. Darauf 
rief er einige seiner Hofleute zu sich und trug ihnen auf, zu Prätextatus zu 
gehen und ihm zu raten, er möge sich demütigen und schuldig bekennen, 
dann würden sie bei dem König, der ja weichherzig und leicht znm Mitleid 
geneigt sei, seine Verzeihung erwirken. Wirklich ließ sich Prätextatus be¬ 
reden ; in der nächsten Versammlung warf er sich zur Erde und sprach: 
„Ich habe gesündigt im Himmel und vor dir, gnädigster König. Ich bin 
ein ruchloser Mörder, ich wollte dich töten und deinen Sohn auf deinen 
Thron erheben." Bei diesen Worten kniete der König vor den Bischöfen 
nieder und rief: „Ihr hört, fromme Bischöfe, wie dieser Verbrecher sein 
abscheuliches Vergehen bekennt." Sie hoben den Weinenden auf, worauf er 
sich entfernte. Nun hoffte wohl Prätextatus, die Gnade des Königs werde 
sich zeigen. Aber Chilperich sandte den Bischöfen alsbald die Sammlung 
der Kirchengesetze, denen auch die angeblich apostolischen Satzungen, welche 
die gallische Kirche nicht anerkannte, angeheftet waren. Darin stand folgendes: 
„Wenn ein Bischof des Mordes, Ehebruchs oder Meineides überführt wird, 
soll er seines bischöflichen Amtes entsetzt werden." Dies wurde auf Prä¬ 
textatus anwendbar gefunden. Aber Chilperich verlangte, es solle dem 
Schuldigen das Gewand zerrissen und er für immer aus der Gemeinschaft 
der Gläubigen gestoßen werden. Als Prätextatus dies hörte, stand er wie 
erstarrt. Und der Bischof Berthram von Bordeaux trat zu ihm und 
sprach: „Höre, Bruder und Mitbifchof, du besitzest des Königs Gunst nicht 
mehr und kannst deshalb auch unser Freund nicht sein, ehe du nicht Ver¬ 
zeihung von ihm erlangt hast." Gregor allein widersprach dem Ansinnen 
des Königs mit dem höchsten Eifer und berief sich auf das Versprechen 
des Königs, daß nichts gegen die Satzungen der Kirche geschehen solle. 
Dennoch wurde Prätextatus verhaftet und, da er in der Nacht einen Flucht-
	        
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