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immer alle ihnen gleichgesinnte Christen gegen Alles, was nicht
Mir dem Worte Gottes übereinstimmt, protestiren. — Der
Kaiser, darüber erzürnt, daß die evangelische Lehre einen so
raschen Fortgang nahm, schrieb einen neuen Reichstag aus zu
Augsburg. Auf diesem Reichstage legten alle Bekenner der
evangelischen Wahrheit ein Glaubensbekenntniß (Confession) ab,
welches Melanchthon mit weiser Benutzung dessen, was Luther
schon selbst zu diesem Zwecke entworfen hatte, abfaßte. Dieses
Glaubensbekenntniß heißt die augsburgische Confession. Dies
geschah am Lösten Juni 1530. Dieses zu Augsburg abgelegte
Glaubensbekenntniß enthält die Grundlehren des Glaubens un¬
serer Kirche, und Zeder, der ein öffentlicher Lehrer derselben
werden will, muß sich eidlich verpflichten, dieses Glaubens¬
bekenntniß unverfälscht zu halten und unverfälscht darnach zu
lehren. Dieser Wichtigkeit wegen wird denn auch jedes Jahr¬
hundert zur Zeit der Uebergabe von unserer Kirche ein Fest
gefeiert. — Die evangelischen Fürsten merkten bald, daß ihnen
Gefahr drohete, und traten daher 1531 in einen Bund, sich
gegenseitig bcizustehen. Da aber der Kaiser von den Türken
mit einem Kriege bedroht wurde, so bot er 1532 einen Reli-
gionsfrieden an. Aber der Kaiser hatte nur auf bessere Gele¬
genheit gewartet. Als sich diese fand, zeigte er seine wahre
Gesinnung, indem er (1646) mehre evangelische Fürsten bekriegte.
Zm selbigen Jahre (1546) fand auch unser großer Luther sein
Ende. Er hatte das Christenthum in seiner Reinheit wieder
hergestellt, hatte Ablaß, Bilderdienst, Ohrenbeichte, Messe, Lehre
vom Fegefeuer, Ehelosigkeit der Geistlichen, Unwesen des Abend¬
mahls, des Fastens, des Mönchsthums abgeschafft, hatte Schulen,
Gottesdienst und Sitten verbessert. — Die Grafen von Mans¬
feld beriefen Luther nach Eisleben, wo er ihre Streitigkeiten
schlichten sollte. Er reis'te krank ab, kam in Eisleben an, pre¬
digte erst noch mehre Male, nahm an den Verhandlungen
der Grafen Theil, mußte aber doch am 17ten Februar zu Hause
bleiben. Dann ward er immer schwacher und betete viel und
endlich dreimal nach einander: „Vater, in deine Hände befehle
ich meinen Geist; du hast mich erlöset, du treuer Gott!"
Hierauf ward er vom Dr. Zonas gefragt, ob er auf die Lehre
sterben wolle, die er geprediget hätte. Luther antwortete freudig:
„Za!" und schlummerte sanft ein. Die Leiche ward nach
Wittenberg gebracht, und Vugenhagen hielt am Sarge eine
Leichenpredigt über 1 Thess. 4, 13. 14. Doch konnte er vor
Wehmuth kaum sprechen, und das Schluchzen der Zuhörer