Full text: Real-Buch für Volksschulen

114 
immer alle ihnen gleichgesinnte Christen gegen Alles, was nicht 
Mir dem Worte Gottes übereinstimmt, protestiren. — Der 
Kaiser, darüber erzürnt, daß die evangelische Lehre einen so 
raschen Fortgang nahm, schrieb einen neuen Reichstag aus zu 
Augsburg. Auf diesem Reichstage legten alle Bekenner der 
evangelischen Wahrheit ein Glaubensbekenntniß (Confession) ab, 
welches Melanchthon mit weiser Benutzung dessen, was Luther 
schon selbst zu diesem Zwecke entworfen hatte, abfaßte. Dieses 
Glaubensbekenntniß heißt die augsburgische Confession. Dies 
geschah am Lösten Juni 1530. Dieses zu Augsburg abgelegte 
Glaubensbekenntniß enthält die Grundlehren des Glaubens un¬ 
serer Kirche, und Zeder, der ein öffentlicher Lehrer derselben 
werden will, muß sich eidlich verpflichten, dieses Glaubens¬ 
bekenntniß unverfälscht zu halten und unverfälscht darnach zu 
lehren. Dieser Wichtigkeit wegen wird denn auch jedes Jahr¬ 
hundert zur Zeit der Uebergabe von unserer Kirche ein Fest 
gefeiert. — Die evangelischen Fürsten merkten bald, daß ihnen 
Gefahr drohete, und traten daher 1531 in einen Bund, sich 
gegenseitig bcizustehen. Da aber der Kaiser von den Türken 
mit einem Kriege bedroht wurde, so bot er 1532 einen Reli- 
gionsfrieden an. Aber der Kaiser hatte nur auf bessere Gele¬ 
genheit gewartet. Als sich diese fand, zeigte er seine wahre 
Gesinnung, indem er (1646) mehre evangelische Fürsten bekriegte. 
Zm selbigen Jahre (1546) fand auch unser großer Luther sein 
Ende. Er hatte das Christenthum in seiner Reinheit wieder 
hergestellt, hatte Ablaß, Bilderdienst, Ohrenbeichte, Messe, Lehre 
vom Fegefeuer, Ehelosigkeit der Geistlichen, Unwesen des Abend¬ 
mahls, des Fastens, des Mönchsthums abgeschafft, hatte Schulen, 
Gottesdienst und Sitten verbessert. — Die Grafen von Mans¬ 
feld beriefen Luther nach Eisleben, wo er ihre Streitigkeiten 
schlichten sollte. Er reis'te krank ab, kam in Eisleben an, pre¬ 
digte erst noch mehre Male, nahm an den Verhandlungen 
der Grafen Theil, mußte aber doch am 17ten Februar zu Hause 
bleiben. Dann ward er immer schwacher und betete viel und 
endlich dreimal nach einander: „Vater, in deine Hände befehle 
ich meinen Geist; du hast mich erlöset, du treuer Gott!" 
Hierauf ward er vom Dr. Zonas gefragt, ob er auf die Lehre 
sterben wolle, die er geprediget hätte. Luther antwortete freudig: 
„Za!" und schlummerte sanft ein. Die Leiche ward nach 
Wittenberg gebracht, und Vugenhagen hielt am Sarge eine 
Leichenpredigt über 1 Thess. 4, 13. 14. Doch konnte er vor 
Wehmuth kaum sprechen, und das Schluchzen der Zuhörer
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.