Full text: Lesebuch für hannoversche Volksschulen

6 
Da sie beim Beten dieses Liedes an den 5. Vers kamen: 
Steure selbst den bösen Leuten, 
Die im Finstern Arges thun. 
Wollen sie sich gleich bereiten, 
Uns zu schaden, wenn wir ruhn. 
So zerstöre du den Nach, 
Und verhindre selbst die That; 
Wend auch alles andre Schrecken. 
Das der Satan kann erwecken. 
faßte manchen ein Schauer, aber auch ein Gefühl des festen Vertrauens 
auf Gott. So, mit den Waffen in der Hand und im Herzen, legten 
sie sich nun nieder. 
Aber einen unter ihnen ließ eine unerklärliche Angst nicht schlafen. 
Ihm ging es, wie dem Hunde, den sie bei sich hatten, welcher durchaus 
keine Ruhe hatte, sondern immer an der Seite seines Herrn umherlief 
und winselte. Endlich wurde die Unruhe bei dem jungen Reisenden 
so groß, daß er eilig vom Lager aufsprang und nicht abließ, seine 
Gefährten zu rütteln und zu schütteln, bis er sie endlich zum Aufstehen 
bewogen hatte. Da saßen sie nun beim Schimmer eines Lichtes, das 
sie wieder angesteckt hatten, schweigend und halb schlafend um den 
Tisch. Auf einmal geschah ein furchtbarer Schlag. Von der Decke 
war eine schwere Maschine, die vorher wie ein Kranz oben die Säule 
umgeben hatte, herabgestürzt und hatte die Lehnen der umgekehrten 
Stühle, auf denen vorhin die Köpfe der Reisenden ruhten, in Splitter 
zermalmt. Diese sprangen erschrocken vom Tisch auf und stellten sich 
mit gezückten Degen an die Thür hin in Erwartung dessen, was nun 
geschehen werde. Wirklich hörten sie alsbald von der Treppe herunter 
Stimmen und eilige Fußtritte. Der Riegel der Thür wird von 
außen zurückgezogen; dieselbe geht auf, und der Wirt mit zwei Ge¬ 
sellen tritt ein in der Meinung, hier nur noch Leichname anzutreffen. 
Die acht Jünglinge aber empfangen die Mörder mit so kräftigen 
Streichen ihrer Waffen, daß der eine zu Boden sinkt, die beiden andern 
aber stark verwundet fliehen. Die jungen Kämpfer verrammeln nun 
die Thür und erwarten in beständiger Furcht eines neuen und ver¬ 
stärkten Angriffs den Morgen. Bei Tagesanbruch, nachdem die Nacht 
vollends ohne weitern Schrecken vorübergegangen war, machen sie sich, 
eng an einander geschlossen und die Waffen rn der Rechten, auf den 
Weg, und die Furcht beflügelt ihre Schritte so, daß sie schon vor zehn 
Uhr im nächsten meiningenschen Orte sind, wo sie den Vorfall den Ge¬ 
richten anzeigen. 
So hat das Gebet zum Herrn ihnen geholfen, und der starke 
Gott, den sie darum anflehten, hat den Rath der Bosheit, der ihnen 
den Tod zudachte, zerstört und die ruchlose That verhindert. 
13. Ich wags, Gott vcrmags. 
- 3m dreißigjährigen Kriege sank in einem Treffen wider die 
Kaiserlichen ein schwedischer Fähnrich vom Pferde. Da nahm der 
Trompeter ihm die Fahne ab, die in die Hand der Feinde gekom¬ 
men wäre, und jagte mit ihr davon mitten durch den feindlichen 
Haufen. Aufs heftigste von den nachsetzenden Kaiserlichen verfolgt, 
kam er auf der Flucht eine Anhöhe hinan. Diese fiel aber an der
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.