Full text: Preußischer Kinderfreund

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fehlt." Da sagte er: Herr Doctor, mir feblt Gottlob nichts, 
und wenn ihr so gesund seid, wie ich, so soll's mich freuen. 
Der Doctor sagte: Das hat euch ein guter Geist gerathen, 
dass ihr meinem guten Rath gefolgt seid. Der Lindwurm 
ist jetzt abgestanden. Aber ihr habt noch Eier im Leibe, 
daher müsst ihr wieder zu Fuß heimgehen, und daheim flei¬ 
ßig Holz sagen, und nicht mehr essen, als euch der Hunger 
ermahnt, damit die Eier nicht ausschlüpfen, so könnet ihr 
ein alter Mann werden, und lächelte dazu. Aber der reiche 
Fremdling sagte: „Herr Doctor, ihr seid ein feiner Kauz, 
und ich versteh euch wol", und ist nachher dem Rathe ge¬ 
folgt, und hat 87 Jahre, 4 Monate, 18 Tage gelebt, wie ein 
Fisch im Wasser so gesund, und hat alle Neujahr dem Arzt 
20 Ducateu zum Gruß geschickt. 
Hebel- 
191. Lehre. 
Bei Allem, was du thust, bedenke das Ende! 
denn „zuvorgethan und nachbedacht hat Manchen in groß 
Leid gebracht." — Das ist eine goldene Lehre für die Jugend, 
wie für das'Alter, für den Neichen, wie für den Armen. 
Hätte Mancher bedacht, dass der Stern, den er im Zorne 
ergriff, aufhörte in seiner Gewalt zu sein, sobald er ihn 
aus der Hand geworfen, er wäre nicht ein Mörder gewor¬ 
den. Hätte mancher bedacht, dass er vielleicht in der näch¬ 
sten Stunde sterben und vor Gott stehen könnte, er würde 
bei Zeiten sein Haus bestellt, mit seinem Nächsten Frieden 
gemacht und an das Heil seiner Seele gedacht haben. Dar¬ 
um bedenke bei Allem, was du thust, das Ende, noch ehe 
dn es thust. — Da giebt's aber auch ein anderes Spruch- 
wort, welches sagt: Wer zuviel bedenkt, thut wenig 
— und auch das ist wahr. Alles zu seiner Zeit. Kommt 
ein Hülfebittender zu dir, und spricht dich um deinen Bei¬ 
stand an, da bedenke nicht zu lange und drehe den Groschen 
nicht zu oft in deiner Hand um; — oder fällt ein Kind in's 
Wasser, und du kannst es retten; bedenke nicht erst lange, 
sonst geht das Kind über deinem vielen Bedenken unter. 
Darum Alles zu seiner Zeit! — 
1.02. That und Lohn. 
Gott*, unser Herr, so zu uns spricht: 
Ich hin ewig, ihr sucht mich nicht. 
Ich bin allmächtig, ihr fürchtet mich nicht, 
Ich bin barmherzig, ihr traut mir nicht,
	        
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