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2. Neben diesen Ersatzstoffen bedarf unser Körper aber noch besonderer
Nährstoffe, die ihm als Wärme- und Kraftspender dienen, und die er zu
diesem Zwecke verbrennen muß.
Unter diesen Heiz- und Brennstoffen spielt nun der Zucker eine
besonders wichtige Rolle. Zwar dienen uns neben dem Zucker noch
Zwei andre Nahrungsstoffe, nämlich Stärkemehl und Fett, als tägliche
Heizmittel, und wir verwenden sie sogar oft in weit größerer Menge.
Aber dennoch beansprucht gerade der Zucker eine besondere Bedeutung
unter ihnen. Eine Zuckerart nämlich, der sogenannte Traubenzucker, geht
unter allen Heizstoffen des Körpers unmittelbar, das heißt ohne be¬
sondere chemische Umwandlung, ins' Blut über. Er verlangt also gar
keine eigentliche Verdauungsarbeit, sondern braucht nur gelöst zu werden.
And die übrigen Zuckerarten — deren die Chemie noch eine ganze An¬
zahl, wie Milchzucker, Fruchtzucker, Rübenzucker usw., unterscheidet — be¬
dürfen ebenfalls nur einer sehr geringen Vorbereitung. Sie werden
uänilich auch in Traubenzucker umgewandelt, ehe sie zu Blutbestandteilen
werden. Das aber ist eine so rasche und leichte Arbeit für unsre Ver-
daunngswerkzenge, daß sie kaum in Betracht kommt. Etwas mehr Mühe
wacht es ihnen schon, das Stärkemehl in Traubenzucker umzuwandeln.
Sie sondern zu diesem Zwecke den Speichel ab, der die hierzu nötigen
Bestandteile enthält. Die Fette dagegen erfordern eine so sorgfältige, um¬
ständliche und langwierige chemische Bearbeitung, daß uns ein großer
Teil ihres Kraftwertes von vornherein verloren geht. Sie erhitzen zudem
den Körper übermäßig, so daß wir, wie wir alle aus Erfahrung wissen,
nur in kalter Jahreszeit oder in kälteren Gegenden größere Mengen da-
bon vertragen können.
3. Dagegen können die Fette zum großen Teil durch Zuckerstoffe — so
nennt man sowohl die eigentlichen Zucker wie auch das Stärkemehl —
kn unsrer täglichen Nahrung vertreten werden. Ja, unser Bedarf daran
steigt sogar auffallend mit der Zunahme der Arbeit, die wir zu leisten
haben. Ein bekannter Naturforscher hat festgestellt, daß ein junger, kräf¬
tiger Mann, der unter gewöhnlichen Umständen mit 240 Gramm an
Zuckerstoffen auskam, bei schwerer Arbeit 500 Gramm davon brauchte,
während seine übrige Ernährung fast unverändert bleiben konnte. Auch
Wust hat man durch vielfältige Versuche gefunden, daß gerade die Zucker¬
stoffe und ganz besonders der Zucker selbst sich zum schnellen Ersatz ge¬
schwächter Körperkräfte eignen und der Ermüdung vorbeugen. Voll dieser
Erkenntnis machen heute sogar schon die Heeresverwaltungen Gebrauch,
iudem sie den Mannschaften bei anstrengenden Märschen und Übungen
Zucker verabreichen lassen. Auch Radfahrer, Turner, Schwinnner, Schlitt-