96 Einiges aus der Geschichte der christlichen Kirche.
hatten darauf vorbereitet. Die erst vor Kurzem erfundene
Buchdruckerkunst, und der erwachte Eifer für Gelehrsam¬
keit unterstützten diese Verbesserung.
Den Päpsten blieben diese Wünsche nicht unbekannt;
sie versprachen bei jeder Kirchenversammlung eine
Kirchenverbesserung. — Allein da ihnen dieses nie
recht Ernst war, und sie am allerwenigsten an sich und
ihrem Anhange bessern, auch von ihren eingebildeten
Rechten nichts aufgeben wollten; so endigten sich die Zu¬
sammenkünfte mit Zankereien und unbedeutenden Beschlüssen.
So ging die Versammlung, die sich fünf Jahre in Rom
unter dem Vorwände, die Kirche zu re formtreu (d. h.
von Irrlehren und Missbrauchen reinigen), versammelt
hatte, 1517 auseinander, ohne für die gerechten Wünsche
der Christen Etwas gethan zu haben. So stand die Sache,
als ein unvergesslicher Mann auftrat, und sich derselben
muthig annahm. Er hieß:
Doetor Martin Luther.
Luthers Vater war ein armer, ehrlicher Bergmann,
und hieß Hanö Luther; seine Mutter, Margaretha, war
auS Eisenach gebürtig. Sie wohnten im Dorfe Mora,
zwischen Eisenach und Salzungen, und waren mit einander
nach Eiöl eben zum Jahrmärkte gereift. Hier wurde
ihnen unerwartet, es war 1483 den 10. November Abends
11 Uhr, ein Sohn geboren, den sie gleich den folgenden
Tag in der 'dortigen Kirche taufen, und weil es eben
Martinstag war, Martin nennen ließen.
Sein Vater zog bald darauf nach Mansfeld, wo er
als Bergmann und Rathsherr sehr geschätzt 'wurde. Er¬
hielt seinen Sohn frühzeitig zur Schule an, und ward der¬
selbe, wenn es schlechte Witterung war, sogar auf den Ar¬
men dahin getragen. In seinem Ickten Jahre kam Luther
nach Magdeburg, als Schüler; blieb aber, aus Mangel
an Unterstützung, nur ein Jahr dort. Dann kam er nach
Eisenach. Von 1501 an studirte er in Erfurt sehr eifrig
die Rechtswissenschaft. Als Luther aber einst im Jahre
1505 mit seinem Freunde Aleriuö über Feld spazieren
ging, und der Blitzstrahl eineö plötzlich heraufgestiegenen
Gewitters diesen Freund an seiner Seite erschlug; folgte
diesem Schrecken in Luther's Seele eine tiefe Schwermut!),