— 12 —
warum wollen wir weiter gehen?" „Das klingt nicht übel," erwie¬
derte der andere. „Hinunterspringen ist leicht) aber wenn auch dieser
Brunnen vertrocknete, wie würden wir dann wieder heraus kommen?"
* *
*
Bei jedem Unternehmen denke an die Zukunft! Was für heute
dir nützlich war, das kann dir für morgen verderblich werden.
A. G. Meißner.
24. Das Wachs und der Dachziegel. (Fabel.)
24 Ein großes Stück Wachs beneidete einen Dachziegel, neben
welchem es lag, um seine Härte. „Wie bist du denn" fragte es ihn
einst, „zu dieser Härte gekommen?" „Durchs Feuer!" antwortete
der Dachziegel. „Ei, das kann ich ja auch versuchen!" sprach das
Wachs, sprang in das nicht weit davon befindliche Kamin, und
zerschmolz.
* *
*
Was dem Einen heilsam ist, das kann für den Andern tödtlich
werden. Man gewöhne sich daher, waS Andere thun, nie unbedingt
und unbedachtsam nachzuahmen. A. G. Meißner.
25. Der Affe. (Fabel.)
25 Ein Mann war hinaus gegangen in den Wald und spaltete
da einen ungeheuer langen Baum der Länge nach in Scheite. Da
bekam er Durst, und ging weg an eine Quelle des Waldes, zu trin¬
ken, und die Art ließ er zurück bei dem Baume. Aber ein Affe
hatte ihm zugesehen von einem Baume herab, und als der Mann
weg war, stieg er herunter, und wollte es ihm nachmachen. Er setzte
sich auf den Baum und führte etliche Streiche darauf, daß das Holz
einen großen Spalt bekam. Aber sein Schweif gerieth ihm in den
Spalt, und als er die Art herauszog, klemmte sich das Holz wieder
zusammen, und hielt ihn so an seinem Schweife gefangen. Da
schrie er laut vor Schmerzen, und der Mann sah ihn, und rief seine
Freunde, daß sie kamen und ihn gefangen nahmen. — So kam der
Affe durch seinen Vorwitz um seine Freiheit.
* *
*
Was deines Amtes nicht ist, da lasse deinen Vorwitz.
Gebrüder Grimm.
26. Die zwei Reisenden.
26. Zwei Reisende gingen eines Weges miteinander. Plötzlich
bückte sich der eine, und hob etwas auf. „Ei sieh doch," sprach er,
„da habe ich einen Geldbeutel gefunden." „Wenn zwei Freunde
zusammen wandern," fiel der andere ein, „so muß es nicht heißen:
ich habe, sondern wir haben gefunden." „Um Verzeihung," erwie-