Jorwort zur zweiten Auflage.
-Ondem ich hiermit das Handbuch für den Anschauungsunterricht in
zweiter Auflage bei der Lchrerwelt einführe, kann ich abermals nur einen
freundlichen Dank für die nachsichtige Aufnahme aussprechen, die es fast
ohne Ausnahme in der Nähe und Ferne gefunden bat. Ich erkenne diese
Nachsicht um so mehr an, da mir die Schwächen des Buchs in dem ersten
gedruckten Exemplar recht deutlich vor Augen traten. Vielleicht ist kein
Augenblick geeigneter, eine richtige Selbstkritik zu üben, als eben derjenige,
wo dem Verfasser fein Werk zum ersten Male in der Form eines gedruckten
Buches mit einer gewissen Frcmdartigkeit entgegentritt. Die von mir
selbst gemachten Ausstellungen habe ick später mit den in Recensionen
enthaltenen verglichen und schließlich unter dem Beirath guter Freunde
die in der jetzigen zweiten Auflage geschehenen Veränderungen getroffen.
Daß man sie als Verbesserungen anerkennen und das Buch, das, wie ich
zu meiner Freude höre, vielen Lehrern ein nützliches und brauchbares, und
manchem jungen Lehrer ein nothwendiges geworden ist, immer mehr lieb¬
gewinnen möge, weil cs die Arbeit des Lehrers erleichtert, das ist natürlich
mein Wunsch; doch kann ich cs mir nicht verhehlen, daß auch diese zweite
Auflage gar sehr auf Nachsicht rechnen muß. Theils die Kürze der mir
zur Durchsicht vom Verleger zugestandenen Zeit, theils meine sonstigen
Arbeiten haben mich verhindert, Das ganz auszuführen, was ich mir
seit Jahr und Lag bereits vorgezeichnet hatte. Ich mußte mich auf das
Nothwendigste beschränken und habe als solches Das angesehen, worin die
meisten Forderungen übereinstimmten. Eine kurze Zeit lang habe ich
geschwankt, ob es nicht rathsam sei, dem hier und da geäußerten Wunsche
nach einer andern Form des Buches dadurch nachzukommen, daß ich aus
dem Handbuche einen Leitfaden und zwei Cursen machte. Bei weiterer
Ueberlegung bin ich aber meiner Ueberzeugung treu geblieben, daß ein
Handbuch in einem größern Kreise nützen kann, als ein Leitfaden, und
daß, was für mich noch weit wichtiger ist, die Ausarbeitung der Cursen
nach Anleitung des Handbuches eine Arbeit ist, die ich dem Lehrer um
seiner selbst willen um keinen Preis ersparen möchte. Es ist also beim
Handbuche geblieben, doch hoffe ich gelegentlich so viel Zeit zu gewinnen,
daß ich für die verschiedenartigen Schulen einen Leitfaden in seinen
Grundzügen andeuten kann.
Ueber die Stellung des Handbuchs zur übrigen Litteratur des An¬
schauungsunterrichts habe ich mich in der Einleitung weiter ausgesprochen.
Man wird sich dort überzeugen können, daß die Veränderung, die ich
hinsichtlich dieses Unterrichts anbahnen, bezwecken und befürworten möchte,
sich weniger auf die Methode als auf den Stoff bezieht. Ich muß es
noch einmal aussprechen, daß ich cs aus mehrfachen Gründen für unmöglich
halte, in den Oberklassen unserer Volksschulen den Realunterricht auf eine
zeitgemäße Stufe zu heben, wenn wan nicht die elementaren Elemente
desselben in den Unterklassen absolvirt. Darauf gründet sich meine For¬
derung eines gediegenern Lehrstofles für den größern Theil des Anschau¬
ungsunterrichts. Damit ist gesagt, für wen das Handbuch von Nutzen sein
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