Full text: Theoretisch-praktisches Handbuch für den Anschauungsunterricht

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gelblichen Blüthen, welche auf verzweigten Stielen fest aufsitzen, und Han¬ 
gende Rispen bilden. Die einzelnen Blüthchen sind nicht größer, als Steck- 
nadelknöpfe. 
Der Lehrer muß wissen, daß die männlichen Blüthen von den weiblichen 
getrennt auf verschiedenen Pflanzen sind, d. h. einige Blüthen haben nur 
Staubfäden, andere nur Stempel. Jene haben einen 4blätterigen Kelch, der 
keine Blumenkrone, sondern nur die 4 grüngelben Staubfäden und einen 
Honigbecher umschließt, in welchem letztern einige Wespenarten gerne ihre 
Mahlzeit halten; diese, die weiblichen Blüthen, haben nur einen 2lappigcn 
Kelch, der wieder keine Blumenkrone, sondern einen Stempel umschließt, aus 
dem sich im September ein einziges Samenkorn bildet. Nach dem Verblü¬ 
hen sieht man also viele leere Blüthenstiele und wenige, an denen Samen¬ 
körnlein entstehen. 
Der Nutzen der Brennnessel ist gar nicht so ganz gering. Die Samen¬ 
körner werden von den Vögeln des Feldes und den Hühnern, die jungen 
Pflanzen, kleingestampft, von den Gänsen, sowie größere von den Schweinen 
gefressen. Die großen Stengel geben hanfähnliche Fasern (Nefleltuch), und 
eine grüngelbe Farbe. 
An Uferrändcrn wird durch die weit sich verbreitenden Wurzeln die 
Erde befestigt. 
Da die Wurzel der Brennnessel ausdauernd ist, braucht sic sich nicht 
so reichlich durch Samen fortzupflanzen. 
80. Das Schneeglöckchen (Galantina nivalis). 
Wenn das Maiglöckchen die volle Frühlingswonne einläutet, so läutet 
das Schneeglöckchen den scheidenden Winter zu Grabe. Er ist der Erstlings¬ 
bote des nahenden Lenzes und schaut uns mit seinen weißen Aeuglein aus 
Busch und Rasen gar lieblich an. Ost schon im Februar, im März gewiß, 
schießen aus kleinen, kaum haselnußgroßen Zwiebeln, die im Herbste ge¬ 
legt worden, 2 lineale, meergrün angehauchte Blätter und in deren Mitte 
der 1 — 6 Zoll hohe Blumenschaft hervor, der an seiner Spitze eine einzige 
Blüthe in einer häutigen Scheide birgt. Bald bricht das niedliche Glöckchen 
aus seiner Hülle. Es hängt etwas über und zeigt uns eine schneeweiße 
6theilige Blüthenhiille, deren äußere 3 Zipfel, größer, als die innern und 
rein weiß, abstehen; die innern Zipfel sind kürzer, aufrecht, ausgerandet, und 
außen mit einem halbmondförmigen grünen Fleck, inwendig mit 8 gelbgrünen 
Strichelchen geziert. Staubgefäße: 6, — 1 Stempel mit fast pfriemen- 
förmigem Griffel und stumpfer Narbe. Frucht: eine 3kantige, fächerige 
Kapsel. Das Schneeglöckchen ist bei uns meistens eine Gartenpflanze, welche 
ausdauert und hie und da verwildert vorkömmt. Auf den Bergwiesen 
Süddeutschlands ist sie heimisch. Die Wurzel ist brechenerregcnd. 
81. Crocus (Crocns vernus, All.). 
Der Frühlingscrocus oder Frühlingssasran wird in vielen Spielarten 
mit weißer, blauer, gelber und bunter Blüthe als Frühlingsblume in Gärten 
und selbst als Topfpflanze gezogen. Ursprünglich ist es eine süddeutsche 
Alpenpflanze. Aus der festen, etwas Platten Zwiebel, welche man im Septem- 
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