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Der Stern würde vor unsern Augen immer größer werden, zuerst wie der 
Mond, bald darauf wie ein großes Rad, zuletzt wie eine unübersehbare Kugel 
oder Fläche. Sein Licht würde uns immer milder erscheinen, weil es sich 
immer über eine größere Fläche verbreitete, ja, wir würden in einer gewissen 
Entfernung davon schon Berge und Thäler entdecken und Allerlei und zuletzt 
aus einer neuen Erde landen. Aber in dem nämlichen Verhältnisse müßte un¬ 
ter uns die Erde immer kleiner werden und glänzender ihr Lickt, weil es sich 
auf einen kleineren Raum zusammendrängte. In einer gewissen Entfernung 
hätte sie für uns noch den Umfang, wie ein großes Rad, hernach wie eine 
Schützenscheibe, hernach wie der Mond, und endlich, wenn wir gelandet wä¬ 
ren , würden wir sie weit draußen am Himmel als einen lieblichen Stern un¬ 
ter den andern erblicken und mit ihnen auf- und untergehen sehen. „Sieh' 
dort," würden wir zu den: sagen, mit dem wir zuerst bekannt würden, „sieh' 
jenen lieblichen Stern; dort bin ich daheim, und mein Vater und meine 
Mutter leben auch noch dort. Die Mutter ist eine geborne So und so." Es 
müßte ein wunderbares Vergnügen sein, die Erde unter den Sternen des 
Himmels und ganz als ihres Gleichen wandeln zu sehen. 
Steigen wir aber wieder nieder zur lieben Mutter Erde! Immer größer, 
je näher wir kommen, erscheint sie uns wieder und wie ein ungeheurer Riesen¬ 
ball ini Welträume dahin rollend. In geeigneter Entfernung bleiben wir über 
ihr schweben und genießen das wunderbare Schauspiel der fort und fort um 
sich selbst drehenden Erde. Glänzend weiß und silbergrau schimmern die 
mächtigen Eismassen an ihren Polen, da, wo sie, wie eine Welle aufZapsen, 
zu ruhen scheint, um Jahr aus, Jahr ein um ihre Achse sich zu schwingen. 
Wir unterscheiden die ungeheure W a s s er ni a sse, die ihre Oberfläche bedeckt, 
von den festen Erbmassen, die aus dem Oceane herausragen; wir er¬ 
blicken das Weltmeer, die Erd theile und die zahllosen Inseln unb 
Jnselchen. Jetzt hat die Erde die Hälfte uns zugekehrt, welche die alte Welt 
trägt und das Hauptland von Australien. Da liegt Asien mit seinen 
nach Süden sich ausstreckenden Halbinseln und seinen vielen Insel- 
reihen an der nach Osten gerichteten Küste. Fast eben auch, wie eine Halb¬ 
insel, ist das viclgegliederte Europa an seine Westseite angehangen. Südlich 
wieder von Europa und getrennt von ihm durch ein tief in's Land cingc- 
drungenes Meer breitet sich Afrika mit seinen fürchterlichen Sandwüstcn, 
immer schmäler werdend, nach Süden ans. Ein dünner Streifen Land, aus 
der Ferne kaum sichtbar, kettet es an Asien; es ist die Landenge von Suez. 
Rings um diese Ländermasse schlagen die Wellen des Oceans. Im Norden 
schiebt das Eis.meer seine Eisfelder an die Küste; im Osten sluthet der 
großeOcean, im Westen das at l an t i sche M ee r; im Süden scheidet 
der indische Ocean, in Gestalt eines riesigen Meerbusens, die ihn umla¬ 
gernden und begrenzenden Erdtheile. Jetzt hat die Erde ihre andere Seite uns 
zugekehrt. Da liegt das langgestreckte, vom nördlichen Eismeere bis fast zum 
südlichen Eismeere reichende Amerika. Wie das Bruststück und der Hinter,
	        
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