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Asten. Werft nur hier einen Blick auf die Karte von Europa, und
ihr seht, daß sich das europäische Rußland vom nördlichen Eismeer
herabzieht bis zum schwarzen Meer; aber die Grenzen von dem asta¬
tischen Rußland sind auf dieser Karte gar nicht zu sehen. Im Westen
grenzt Rußland an die Türkei, Ungarn, Deutschland u. s. w. —
Rußland ist nur schwach bevölkert, denn auf den 370,000 Quadrat¬
meilen des ganzen Reiches wohnen kaum 70 Millionen Menschen.
Das europäische Rußland, welches einen Flächenraum von
90,000 Quadratmeilen und 63 Millionen Bewohner hat, ist von vie¬
len Flüssen durchschnitten, von denen die Wolga, welche in das kas-
pische Meer mündet, der bedeutendste, ja der größte Strom in ganz
Europa ist. Von den vielen Seen in Rußland sind, außer dem ias-
pischen Meere, der Ladoga- und Onegasee die bedeutendsten. Die
Karpathen, an der Grenze von Ungarn und der Ural sind die merk¬
würdigsten Gebirge, von denen das letztere die Grenze zwischen Eu¬
ropa und Asien bildet.
Jst's in Rußland kalt oder warm? — fruchtbar oder unfruchtbar?
— Gegen das Eismeer hin, am äußersten Norden ist es so kalt,
daß die Erde dort nichts mehr als Moos und hier und da niedriges
Birken ge st rüpp hervorbringt, und trotzdem ist diese Gegend nicht ganz
von Menschen leer, die jedoch nur ein kümmerliches Dasein fristen;
denn schon über Petersburg hinaus kommt das Getreide nur in
wenigen Gegenden zur Reife, und noch weiter nach Norden giebt es
auch keine Garten- und Baumstüchte mehr. Dagegen sind diese öden
Landstriche reich an Pelzthieren, Federvieh und Fischen. — In
dem mittlern Theile Rußlands ist die Lust gemäßigt und der Bo¬
den fruchtbar, fast wie bei uns. Es fehlt da nicht an Feld-, Garten-
und Baumfrüchten, an fetten Triften, Wäldern, Wild, Fi¬
schen und Hausthieren. In dem südlichen Theile (Klein-
Rußland) ist die Witterung so warm, daß dort Tabak und Wein,
ja sogar Südfrüchte gedeihen, wie sie in Italien wachsen. Hier giebt
es fast keine Waldungen, aber unabsehbare Steppen (hochliegende
grasreiche Landstriche), in denen nomadische Stämme (Hirtenvölker)
mit ihren Viehheerden umherirren und große Gutsbesitzer zahlreiche
Schafheerden halten.
An Getreide hat Rußland im Ganzen einen großen Überfluß,
und alle Lebensrnittel sind sehr wohlfeil. Es giebt dort aber auch in
Menge Störe, Hausen, Karpfen, Lachse, Hechte und andere
treffliche Fische. In den Wäldern leben Nennthiere, Elenthiere,
Marder, Zobel, Hermeline, schwarze und weiße Füchse, Wölfe,
Bären und andere Pelzthiere, so wie eine große Anzahl Vögel.
Auch hält man eine Menge zahmes Vieh: Schafe, Schweine,
Rindvieh und Pferde. Die Bergwerke, besonders im Ural, sind
sehr ergiebig an Gold, Platina, Silber, Kupfer und Eisen;
auch fehlt es nicht an Marmor, Schwefel und Salz.