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haft und erlitt mit freudigem Muthe den Märtyrertod. So starben
in allen Theilen des Reiches Tausende als Bekenner der heiligen
Lehre Jesu.
Von jetzt an gieng das römische Reich unter einer Reihe von
elenden Regenten immer mehr feinem Verfalle entgegen. Die Chri¬
stenverfolgungen, deren man bis zum Jahre 312 zehn große zählt,
dauerten fort, besonders unter den Kaisern Decins und Diokletian.
Allein das Blut der Märtyrer wurde stets zur Aussaat für neue
Bekenner. Die Freudigkeit, mit welcher diese Glaubenshelden,
ja selbst zarte Kinder ihren Glauben an Jesus bekannten; die
Standhaftigkeit, mit der sie alle Qualen und Martern er¬
trugen; die Zuversicht, mit welcher sie von dem ewigen Leben
sprachen, und oft in den letzten Augenblicken noch, Psalmen singend
oder für ihre Peiniger betend, Gott dankten, daß er sie gewürdigt,
zu seiner Ehre zu leiden — dieses Alles bewog viele Tausende zur
Annahme der göttlichen Lehre, und unter allen Verfolgungen blühte
die Kirche Jesu stetssort herrlicher auf.
26. Eonsiantin der Große.
Zur Zeit des Kaisers Diokletian herrschten vier Regenten
über das römische Reich. Einer derselben war Constantinus
Ch lorus, der im Jahr 306 zu Jork in England starb und seine
Würde seinem Sohne Eonstarttiii hinterließ. Da nun einer der
zuvor abgetretenen Kaiser, Maximian mit Namen, den Purpur
wieder anlegte, und seinen Sohn Maxentius zum Mitregenten
ernannte, so gab es sogar sechs Herrscher im römischen Reiche, welche
einander wechselseitig bekriegten und zu stürzen suchten.
Maxentius hatte sich mit einem ungeheuren Heere gegen
Constantin gewendet, dessen Heer durch Mühsale und Kämpfe er¬
schöpft und durch zurückgelassene Besatzungen äußerst geschwächt war.
Seine Soldaten murrten laut, die Heerführer riethen zum Rückzüge
und Constantin befand sich somit in der schwierigsten Lage. Da
erschien auf ein Mal am hellen Mittage hoch über der Sonne aus
einer dunkeln Wolke ein leuchtendes Kreuz mit der Umschrift: „In
diesem Zeichen wirst du siegen." Constantin und das ganze Heer
sahen diese Erscheinung mit größtem Erstaunen. In der folgenden
Nacht erschien ihm Jesus mit dem gleichen Zeichen und befahl ihm,
dasselbe nachmachen und dem Heere vorantragen zu lassen. Dieses
geschah; und mit der Kreuzesfahne voran stürzten sich die Soldaten
Constantin'S auf die Feinde und errangen den vollständigsten Sieg.
Maxentius floh und ertrank in der Tiber, die er so oft mit dem
Blute schuldloser Gläubigen geröthet hatte.
So wurde Constantin nach und nach Alleinherrscher, nachdem