er auch den letzten seiner Mitkaiser besiegt hatte, worauf er den
Christen vollkommene Religionsfreiheit gewährte und ihnen selbst
prächtige Kirchen erbaute. Seine Mutter Helena hatte 'im hei¬
ligen Lande nach langen Nachforschungen das Kreuz des Erlösers
aufgefunden und ließ auf der Stätte, wo es verscharrt gewesen war,
eine prachtvolle Kirche erbauen. Constantin wählte Byzanz, das er
mit herrlichen christlichen Tempeln schmückte, zu seiner Residenz; er
setzte das Kreuz aus seinen Palast und ließ sich endlich taufen, nach¬
dem er schon vorher seine Kinder hatte christlich erziehen lassen.
Constantin, der mit Recht den Beinamen „der Große" erhielt, starb
im Jahre 337, betrauert von seinem ganzen Reiche, besonders aber
von den Christen, die endlich ungescheut ihren Gott öffentlich an¬
beten durften, nachdem das Kreuz über das Heidenthum gesiegt hatte.
27. Theodosius der Große und Ambrosius.
Theodosius, ein ausgezeichneter Feldherr, war von dem Kaiser
Gratianus zum Mitregenten erwählt worden. Dieser große
Mann wurde nach Constantin der eifrigste Beförderer des Christen¬
thums, indem er im Jahr 380 das Gesetz erließ, daß alle seine
Böller derjenigen Religion zugethan seyn sollten, welche der Apostel
Petrus die Römer gelehrt habe. Er verbot alle Arten des Götzen¬
dienstes und ließ überall die Denkmäler desselben wegräumen. Bei
Vollziehung dieses Gebotes sahen die Aegypter mit Entsetzen und
Beschämung, daß ihre Priester sich hohler Bildsäulen zum Betrüge
bedient und ans denselben heraus ihre Sprüche verkündigt hatten,
gleich als hätten die Götter selber gesprochen.
Schon im Jahre 311 hatte Arius, ein Priester aus Alexan¬
drien, die Irrlehre aufgestellt: Jesus Christus sei zwar vor der
Welt, aber doch, wie diese, von Gott aus Nichts erschaffen wor¬
den; Er sei daher keineswegs mit Gott dem Vater von gleicher
Wesenheit, sondern ihm nur ähnlich und der erhabenste unter
den erschaffenen Geistern.
Diese Irrlehre wurde auf einem Concil zu Alexandrien, dem
an 100 Bischöfe beiwohnten, mit Abscheu verworfen und Arius aus
der Kirche gestoßen. Seine Anhänger hießen Arianer, und durch
sie wurden viele Streitigkeiten, Verfolgungen und Gewaltthätigkeiten
gegen die rechtgläubigen Christen veranlaßt.
Diese Sekte hob zur Zeit des Theodosius ihr Haupt wieder
empor, und kurz zuvor hatte Macedonius, der Patriarch von
Constantinopel, die Kirche mit einer neuen Ketzerei zu verwirren ge¬
sucht. Er läugnete nämlich die Gottheit des heiligen Geistes und
behauptete, er sei tief unter dem Vater und dem Sohne. Diese
Irrlehren, welche schon früher der heilige Athanasius verdammt