Stelle bietet auch ein Feldbrunnen, der freilich so kunstlos wie nur
möglich angefertigt ist, einen kühlen Trunk.
Die Bewohner dieser weiten Ebenen sind zumeist Hirten, unter
sich in viele Kasten geteilt, je nach der Gattung des Viehes, das sie
zu hüten haben. Die unterste Stufe nimmt der Schweinehirt ein,
während der Pferdehirt auf der obersten Sprosse dieser Leiter steht.
Es sind merkwürdige Leute mit sonnenverbranntem Antlitz, schwarzen,
funkelnden Augen und fettriefendem Haare. Ihre Kleidung besteht
aus weiten, grobleinenen Beinkleidern und einem kurzen Hemde von
gleichem Stoffe mit weiten Ärmeln. Ihre Kopfbedeckung ist ein runder,
breitkrempiger Hut, und den Schlußstein dieser Bekleidung bildet ein
zottiger Schafpelz, den sie je nach der Jahreszeit bald mit der glatten,
bald mit der rauhen Seite nach außen kehren, weshalb er, wie das
ungarische Sprichwort sagt, «im Winter wärmt, im Sommer kühlt". Die
Mühe, welche die guten Leute mit der Bewachung ihrer Herden haben,
ist eben nicht groß; sie überlassen diese Sorge gewöhnlich ihren
weißen, großen Wolfshunden, welche auf einem Hügel oder Dünger¬
haufen ihren Sitz aufschlagen, um das Feld überblicken zu können.
Merkwürdig ist die Art und Weise, wie die Pferdehirten die wilden
Pferde bändigen. Es wird nämlich aus einem Stricke eine Schlinge ge¬
macht, deren eines Ende der Hirt an seiner Hand befestigt; dann schleicht
er sich an das wilde Roß und wirft ihm die Schlinge um den Hals, sich
selbst aber in ziemlicher Entfernung zu Boden. Indem er nun den
Strick fester anzieht, will das Pferd in entgegengesetzter Richtung davon¬
rennen; aber die Schlinge schnürt ihm immer fester den Hals zu, und
so stürzt es endlich atemlos zu Boden. In diesem Augenblicke springt
der Hirt auf und stellt sich über das Roß, so daß es gerade zwischen
seine Beine zu liegen kommt. Dann lockert er langsam die Schlinge;
das Pferd erhebt sich, aber durch diese Bewegung hat es den Hirten
auch schon auf dem Rücken sitzen, der mit ihm davonsprengt und
es nun rennen läßt, bis es müde und gefügig wird. Mut, Gewandtheit
und eine eigentümliche Geschicklichkeit in Abrichtung und Behand¬
lung der Pferde tun das übrige. Binnen kurzem entspinnt sich zwischen
Roß und Reiter jenes freundschaftliche Verhältnis, wie es eben nur auf
diesen Heiden und unter diesen Menschen vorkommt. Das Roß
kennt die Hand seines Herrn, dieser jede Bewegung seines Pferdes;
sie sprechen miteinander eine Gebärdensprache, die beiden vollkom¬
men verständlich ist. Der Hirt teilt jeden guten Bissen mit seinem
Rosse, kann aber dafür ihm auch blindlings vertrauen.