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lings- und Sommerszeit, und dann singt er vor Freuden, wie
ein Kind, das an Weihnachten denkt. Bei seinem königlichen
Wesen ist er aber gar nicht lecker, indem er sich mit Jnsek-
ten-Eiern, verpuppten Raupen, Fliegen, Würmchen u. s. w.
begnügt; Spinnen sind für ihn ein Leckerbissen. Seme Mahl¬
zeit muß er sich selbst beschaffen , deswegen schlüpft er in eige¬
ner Person den ganzen Tag in Zäunen, Hecken, Holzstößen,
Scheunen und Ställen umher. Den Palast, in welchem er mit
seinen Kindern wohnt, baut er selber und zwar aus Moos,
das er weich mit Haaren und Flaumfedern ausfüttert; sein
Nest hat ungefähr die Form eines Backofens mit einem sehr
engen Eingänge. Die Leibfarbe des Zaunkönigs ist fast ganz
die des Sperlings, braun und grau, und grau und braun
mit einander gemischt. Warum man diesen kleinen Vogel wohl
Zaunkönig genannt hat? Wohl zum Scherze, weil er so klein
ist und doch so stolz thut; in vielen Gegenden erweist man ihm
aber nicht so viel Ehre und heißt ihn nur den Zaunschlupfer.
Es gibt verschiedene Arten Eulen, und mehr als ein halb
Dutzend davon lebt in Deutschland. Die meisten von ihnen
sind sehr nützliche Thiere, und der Schaden, den einige von
ihnen anrichten, ist nicht beträchtlich. Man sollte deswegen
glauben, die Menschen würden sie gleich den Störchen in
Schutz nehmen; das ist aber nicht der Fall. Weil die Eulen
das Tageslicht meiden und etwas schauerlich schreien, so hat
man ihnen allerlei angedichtet und sie verhaßt gemacht. Es
ist wahr, alle Eulen haben ein wunderliches Aussehen; sie
haben einen dicken katzenähnlichen Kopf, große katzenähnliche
Augen, und die Federn reichen ihnen fast über das Gesicht.
Dazu haben einige noch Federbüschel über den Ohren, die wie
Hörner aussehen. Alle haben einen starken gekrümmten Schna¬
bel und scharfe Krallen. Dazu kommt nun das einsame, licht¬
scheue Wesen der Eulen, das weiche, locker abstehende Ge¬
fieder, wodurch sie gleichsam in einen Mantel gehüllt sind;
doch hat dies Gefieder keine häßliche Farbe, es ist im Gegen¬
theil bei den meisten sogar schön zu nennen. Daß sie Raub¬
vögel sind, erkennt man sowohl an ihren Schnäbeln, als an
Ä4 Die Guten.