Full text: Kleines Lehrbuch der Erdbeschreibung und Geschichte (Theil 1)

D i e Erde. 
3 
noch so wert von dem Vaterlande entfernt seyn, 
immer auf dieselbe Weise auf die Erde niederzusen¬ 
ken schien. Eine Scheibe konnte die Erde nun 
wenigstens nicht seyn. Welche Gestalt aber hatte 
sie denn nun? — Dieß entdeckte man erst, als man 
die Gestirne naher und sorgfältiger zu beobachten 
angefangen hatte. Unter diesen Gestirnen mußten 
den Menschen die Sonne und der Mond, die ihm 
beyde Licht gaben, am merkwürdigsten und wichtig¬ 
sten seyn. Nach ihnen theilte er früh schon die Zeit 
ein; in der erwärmenden, leuchtenden Sonne er¬ 
kannte er überdieß die Quelle des Segens. Daher 
klagte er traurend, wenn bey heiterm Himmel ein 
düsterer Schatten vor den Mond, oder die Sonne 
trat und den Einen, oder die Andere verhüllte. — 
Nun aber sing man an zu berechnen, wo zu jeder 
Tageszeit die Sonne und der Mond stehen müßten, 
und dieß führte wenigstens auf die richtige Erklä¬ 
rung der Sonnenfinsterniß. Man sahe ein, 
daß die Sonne von dem Monde verfinstert wurde, 
wenn er auf seinem Lauf um die Erde zwischen 
diese und die Sonne zu stehen kam. Schon vor 
mehr als zwey tausend Jahren haben weise Männer 
dieß gewußt und damals schon berechnet, wann 
wieder eine Sonnenfinsterniß eintreten müßte. — 
Erst spater entdeckte man, daß der Mond auf gleiche 
Weise von der Erde verfinstert wird, wenn diese 
nämlich zwischen sie und die Sonne zu stehen kommt; 
und nun konnte man leicht aus dem Erdschatten, 
den man im Monde sah, auf die Gestalt der Erde 
schließen. Denn der Schatten richtet sich jedesmal 
nach dem Körper, der ihn wirft. Anders ist der 
Schatten eines Baumes, anders der eines Hauses, 
anders der eines Thurmes. Ein Buch und ein. an¬ 
derer viereckiger Körper wirft einen Schatten, der 
einem Viereck gleicht; eine Scheibe, wenn ihr sie so 
haltet, wie ich diese, einen runden Schatten; sonst 
aber, wenn ihr sie so haltet, gleicht die Figur, die 
sie an der Wand bildet, einem düstern, breiten 
Striche. Ein Körper nur wird in jedem Falle, ihr- 
i *
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.