fullscreen: Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde

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Doch lassen wir ab, das Unendliche messen zu wollen vermittelst 
ohnmächtiger Werke menschlicher Kraft; denn alle unsere Begriffe von 
Zeiten und Weiten verschwinden hier in nichts. Wenn nun aber 
des Lichtes Strahl bei der immer gleichen Schnelligkeit von 40,000 
Meilen auf die Sekunde Jahrtausende gebraucht, um von den entfern- 
teren Sternen zur Erde zu gelangen — wer sollte da nicht überwältigt 
werden von dem Gefühle der Unermeßlichkeit des Weltalls, be¬ 
sonders wenn wir hören, daß es in weiteren Entfernungen noch mehr 
Weltenordnungen giebt, deren Lichtschimmer das menschliche Auge nie 
zu erblicken vermag! — 
Von Staunen tief ergriffen steht der Mensch da vor diesen Wun¬ 
dern des Universums und fühlt sich gewaltig hingezogen zu dem 
„allmächtigen Schöpfer Himmels un-d der Erde", der diese 
Welten erhält, daß sie in unverrückter Harmonie und Ordnung friedlich 
ihre Bahnen wandeln — vor dessen Allgegenwart die unendliche 
Ferne sich berührt mit der nächsten Nähe, wie Jahrtausende vor ihr 
verschwinden in einem einzigen Augenblick — bei dem es also nicht 
giebt ein Heute, Morgen und Gestern, ein Hier, Da und Dort — 
und der in seiner Allmacht, Weisheit und unendlichen Vaterliebe 
alle seine Geschöpfe umfaßt, das Thierlein im Wassertropfen so¬ 
wohl, als sein Ebenbild, den hochbegabten Menschen, dem er die 
Einsicht verliehen, die Erhabenheit dieses Weltalls mit seinem Geiste zu 
erfassen und die Vollkommenheit des Schöpfers zu ahnen, durch dessen 
„Werde" es ins Dasein gerufen. 
Sieber. 
1. Die Sonne. 
1. Gegrüsset seist du, edles Licht, o Sonne, die mein Angesicht aufs 
neue jetzt erhellet! Wie gross ist der, der dich gemacht und deine Majestät 
und Pracht ans Firmament gestehet. 
2. Aus deinem Feuermeere Hiesst die Wärm’ in alles, was da ist, ihm 
Kraft und Glanz zu gehen. Der Eichbaum und das kleinste Gras empfängt 
von dir in gleichem Maass Flor, Wachsthum, Reife, Leben. 
3. Du bist des frommen Weisen Bild, der stets mit Menschenlieb’ er¬ 
füllt, vertheilt, was er besitzet. Dem Blöden leuchtet sein Verstand, indem 
die immer offne Hand wohlthätig andern nützet. 
2. Morgengesang. 
1. Lobt den Herrn, lobt den Herrn! Die Morgensonne weckt die Flur aus 
ihrer Ruh, und der ganzen Schöpfung Wonne strömt verjüngt uns wieder zu. 
2. Lobt den Herrn, lobt den Herrn! In frühen Düften lobet ihn der 
Blumen Flor; auf den Wipfeln, in den Lüften singet ihm der Vögel Chor. 
3. Lobt den Herrn, lobt den Herrn! Nach seiner Weise bringt auch Dank 
ihm Vieh und Wild; doch am würdigsten ihn preise, Seele, du, sein Ebenbild! 
(P atzk e.)
	        
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