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Zweites Kap. Die Zeiten Ludwig's XIV. 
baren, Dänemark, Polen und Rußland, arbeiteten mit mehr oder we¬ 
niger Erfolg an Wiederherstellung ihres einheimischen Glückes. Branden¬ 
burg baute im Stillen die Grundlagen künftiger Macht. 
Die beiden Republiken, die schweizerische Eidgenossenschaft und die 
vereinigten Niederlande, hielt theils das Interesse der Freiheit und 
des Handels, theils einheimische Entzweiung und politische Schwäche von 
kriegerischen Unternehmungen ab. Großbritannien endlich, das unter dem 
stolzen Protektor weit gefürchtete, versank nach der Restauration durch den Uu- 
wcrth seiner Regierung in Unbedeutsamkeit, ja fast in Verachtung. 
§. 2. Verfassung Frankreichs. 
Solche Hoffnungen des Friedens wurden vereitelt durch Ludwig's XIV. 
Nimmersatten Ehrgeiz. Durch ihn versank Europa, kaum sich erholend von 
der Kriegsvcrwüstung, in neuen, 80jährigen Krieg. So lange Zeit währte sein 
präpoteutcr Einfluß. So lange Zeit blieb er Mittelpunkt, Bewegkraft oder 
Gegenstand fast aller Politik und fast aller Waffen. 
So unselige Uebermacht, mit welcher Frankreich gleich am Anfange des 
Zeitraumes auftrat, beruhte aber nicht blos auf der allgemeinen Weltlage, 
und zumal der vergleichungsweisen Schwäche oder Erschöpfung fast aller an¬ 
deren Staaten, sondern auch aus einem Zusammenflüsse günstiger einheimi¬ 
scher Umstände. 
Für's Erste war R i ch e l i c u' s und M a z ar i n i' s mit gleicher Kunst als 
Beharrlichkeit und Kraft verfolgtes Werk, die Unumsehräuktheit des 
Thrones, nunmehr zur Vollendung gediehen. Die Köuigsmacht — früher 
durch die Ansprüche des trozigcu Adels, durch die Vorrechte der Geistlichkeit 
und die (freilich oft verkümmerten, doch mitunter auch wohlbenüzten) Freihei¬ 
ten der Gemeinen, daneben durch die fortschreitenden Anmaßungen der Parla¬ 
mente und durch der Reformirten gcsczlich selbstständige Stellung mannigfach 
eingeengt (s. B. VII. S. 274 ff.) — feierte endlich einen vollständigen 
Triumph. Den Reformirten hatte Richelieu die Sicherheitsplaze entrissen; 
fortan bildeten sie keinen Staat im Staate mehr. Der Adel, gebändigt, 
niedergeworfen von desselben Ministers starker Hand, suchte seine Ehre fortan 
im Dienen, seinen Glanz in den Strahlen des Thrones; trozig blieb er nur 
gegen die Gemeinen. Seine lezteu Bestrebungen gegen die Regierung in dem 
10jährigen Kriege der Fronde tragen das Gepräge der politischen Schwäche
	        
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