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astronomischen Tafeln verfertigen, welche unter dem Namen der al-
fonsischen bekannt sind. Allein Ncgicrungsweisheit besaß Alfons
nicht; er beabsichtigte anfangs einen Zug nach Afrika zu unterneh¬
men und trieb dazu den vierten Theil des Kirchenzehnten ein; dann
gab er diesen Plan auf und verschwendete seine Schätze, um die rö¬
mische Kaiserkrone zu erhalten. Durch Theurung und die verkehr¬
ten Maßregeln des Königs entstand Verwirrung und Aufruhr. In
Afrika war die Dynastie der Merini den emporgekommen. An
den König aus diesem Geschlecht, Abu Jusef, wandte sich der
König von Granada und rief ihn nach Spanien. Abu Jusef be¬
siegte die Christen, wurde aber zuletzt durch Sancho, Alfons zwei¬
ten Sohn, zur Rückkehr nach Afrika genöthigt. Als Sancho nach
dem Tode seines älteren Bruders mit Uebergehung seiner Neffen
die Thronfolge forderte, flüchtete sich Alfons zu Abu Jusef nach
Marokko und dieser setzte 1282 ein Heer nach Spanien über. Sancho
hingegen verband sich mit den Mauren von. Granada. Alfons X.
starb mitten unter diesen Zerrüttungen 1284.
Von den Königen von Aragonien, die ebenfalls mit großem
Eifer den Krieg gegen die Araber führten, erwähnen wir nur den
als Eroberer und Gesetzgeber ausgezeichneten Jakob I. (1213 bis
1276). Er entriß den Mauren die balkarischen Inseln und das
Königreich Valencia. Jakobs Sohn Pedro HI. erhielt durch die
sicilianische Vesper das Königreich Sicilien (S. 423). — Der
Gründer des portugiesischen Staates (so genannt von der
Stadt Porto) war, wie wir bereits erwähnt haben, Heinrich
von Hochburgund (1109—1112). Er erweiterte sein gleich
durch Kämpfe gegen die Araber. Noch mehr that dieses sein Sohn
Alfons I. (1112 —1185). Nach dem ruhmvollen Sieg über die
Mauren bei Ourigue (1139) wurde er von seinem Heere zum
König ausgerufen. Alfons machte Portugal unabhängig von Ca-
stilien, bestimmte auf dem Reichstage zu La mego (1143) die Erb¬
folgeordnung, entriß mit Hülfe englischer und deutscher Kreuzfahrer
den Mauren Lissabon (1147) und gab seinem Königreiche eine Ver¬
fassung.
Die skandina- Nur sehr langsam und allmälig verbreitete sich das Christen-
vischen Reiche, ^um bei den skandinavischen Völkern. In Schweden verwirrten
blutige Thronstreitigkeiten das Reich. Nach dem Erlöschen der
Pnglinger (S. 206) wurde 1060 Stenkil der Gründer einer-
neuen Dynastie. Als diese 1130 erlosch, entstand Zwietracht zwi¬
schen den beiden Hauptstämmen, den Schweden und Gothen, und
Könige aus dem schwedischen Hause Swerker und aus dem gothi¬
schen Hause Bonde wechselten bald auf dem Throne, bald herrsch¬
ten sie neben einander. Birger, der Jarl von Schweden, welcher
Titel die oberste Würde bezeichnete, brachte seine Familie, die Fal-
kunger, aus den Thron, indem er seinen unmündigen Sohn Wal¬
demar 1250 zum Könige ausrufen ließ. Birger verwaltete bis
zu seinem Tode (1266) für seinen Sohn mit Geschick und Einsicht
das Reich und hielt Ruhe und Frieden aufrecht. Aber nach Bir-
gers Tode gerieth Waldemar in blutige Kriege mit seinen Brü¬
dern.