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Howe. Am 1. Juni kam es zur Schlacht, in welcher die Franzosen
mit der wildesten Tapferkeit sachten, aber dennoch der überlegnen See-
taktik ihrer Gegner unterlagen. Aber auch die Sieger hatten sehr ge-
litten und konnten das Meer nicht länger halten; sie mußten mit ihren
erbeuteten Schiffen den Hafen von Plymouth aufsuchen. Kaum lDCiteti
sie abgesegelt, als die französische Frachtflotte in der Gegend ankam, wo
die Schlacht geliefert worden war. Sie setzte ähren Lauf fort und er¬
reichte glücklich den Hafen voir Brest. Die glückliche Ankunft der Fracht¬
flotte milderte den Schmerz der Franzosen über die verlorne Seeschlacht.
Auch die Eroberung der meisten französischen Kolonien, welche den Eng¬
ländern 1794 gelang, wurde bei der allgemeinen Spannung der Gemü¬
ther in Frankreich wenig beachtet.
Die herrschende Partei schien zur Herstellung der Monarchie geneigt.
Eine Menge Adliger und Priester erhielten und benutzten die Erlaubniß
zur Rückkehr. Man erkundigte sich nach dem Schicksal der beiden Kinder
Ludwigs XVI., und der Convent selbst verordnete Erleichterung ihrer
Gefangenschaft. Der zehnjährige Dauphin, Ludwig Karl, Herzog
von der Normandie, war geistig und körperlich gelähmt durch die Miß-
Handlungen, die der schändliche, von Robespierre zum Peiniger ge-
setzte Schuster Simon ihm zugefügt hatte. Nachdem Simon mit
Robeßpierre hingerichtet worden war, hatte der Knabe einen milderen
Aufseher erhalten. Aber in einer engen, feuchten Kammer reifte der
bleiche königliche Knabe dem Tode entgegen. Entzündungen in den
Gelenken gestatteten ihm keine Bewegung; vom Fieber geschüttelt, in
dumpfer Entsagung erwiederte er bei allen Versuchen, ihn zum Sprechen
zu bringen, nur mit starren Blicken. Kein Wort des Schmerzes glitt
über seine Lippen. So erfolgte sein Tod am 8. Juni 1795. Da ward
ein allgemeines Mitleid rege mit Marie Therese Charlotte, der
siebzehnjährigen Schwester des Gestorbenen. Man erleichterte die Lage
der Gefangenen, und im December 1795 wurde sie gegen gefangen ge¬
haltene Conventsdeputirten an Oestreich ausgewechselt.
Nach dem Tode des Dauphin nannte sich der Graf von der
Provence König Ludwig XVIII. und kündigte sich in einem Ma-
nifeste der französischen Nation als ihren neuen Beherrscher an. Indem
er erklärte, die alten Einrichtungen unbedingt wieder Herstellen zu wollen,
stimmte er einen großen und gerade den besseren und mächtigeren Theil
der Franzosen, die mittleren Klassen und die Landleute, gegen sich. Der
Prinz Conde, der mit einem kleinen Corps Ausgewanderter in Mühl-
heim bei der kaiserlichen Reichsarmee stand, knüpfte eine geheime Unter¬
handlung mit Pichegru an, welcher die französische Armee gewinnen
und zur Wiederherstellung des Thrones nach Paris führen sollte. Die
Unterhandlung scheiterte jedoch durch gegenseitiges Mißtrauen. Im Som-
mer 1795 wurden auf englischen Schiffen Heerhaufen von Ausgewan-
derten nach der Küste der Bretagne übergesetzt. Mit diesen Ausgewan-
derten sollten sich die royalistischen Schaaren der Vendee und Bretagne
vereinigen. Der Anfang war günstig, aber doch mißlang das ganze
Unternehmen, weil es den Anführern an Einigkeit, dem Grafen von
Artois, der sich an die Spitze stellen sollte, an Muth und Entschlossen-
heit fehlte. Gegen 800 Ausgewanderte fielen in die Hände der Re-
Untcrneh-
mungen der
Royalisten
zur Wieder
Herstellung d
Königthums