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XIV. Preußen als Großmacht. 
nur der Dauphin und die Hauptführer des Heeres waren gegen 
diesen Krieg gestimmt, sondern auch die Nation ergriff ganz 
offen Partei für Friedrich, der diese Stimmung durch alle mög¬ 
lichen Aufmerksamkeiten sehr geschickt zu erhalten wußte. Nicht 
minder günstig für den König waren die Verhältnisse an dem 
russischen Hofe. Wenn auch hier die englische Partei nur 
den Absichten Oesterreichs entgegenwirkte, so kam doch der Er¬ 
folg auch Friedrich zu Statten. Ueberdies war der Thronfolger 
Peter IIl. ein enthusiastischer Verehrer des Königs, der mehr als 
einmal energische Schritte Rußlands zu verhindern wußte, und 
der später unmittelbar nach seiner Thronbesteigung Preußen von 
dem Untergange rettete, der unter andern Verhältnissen unver¬ 
meidlich gewesen wäre. Noch schroffer standen die Parteien in 
Schweden einander gegenüber. Der König Adolf Friedrich, 
Friedrich's Schwager, dessen Macht von dem Reichsrathe ganz 
gebrochen war, hatte nur gezwungen in diesen Krieg gewilligt; 
er suchte nach Möglichkeit jede starke Maßregel zu lähmen-, und 
selbst die Oberfeldherren des Heeres, die befürchten mußten, daß 
die königliche Partei doch wieder das Uebergewicht erlangen 
möchte, vermieden um so mehr jedes Handeln, als ihnen volle 
Verantwortlichkeit aufgebürdet, von der Regierung aber alle 
Sorgfalt für das Heer vernachlässigt wurde. Endlich in D euts ch- 
land stellte sich die Sache noch vortheilhafter für Friedrich. 
Die protestantischen Fürsten befürchteten, mit der Niederwerfung 
Preußens ihre alleinige Stütze gegen Oesterreichs Uebermacht 
vernichtet zu sehen, und selbst in katholischen Ländern, namentlich 
in Bayern, theilte man diese Furcht. Kein Wunder, daß der 
Krieg von den Reichsständen nur lässig geführt wurde. Sachsen 
aber, das durch den viel geltenden und erbitterten Feind Fried¬ 
rich's, den Grafen Brühl, geleitet wurde, fiel dem Könige gleich 
beim Beginn des Krieges in die Hände, ehe es noch seine Macht 
entfalten konnte, und war vorzugsweise das Land, aus welchem 
Friedrich seine Kriegsbedürfnisse bestritt. 
Als Friedrich die Kriegsrüstungen sah, welche Oesterreich 
und Rußland an der preußischen Grenze eifrig betrieben, und als 
er sichere Nachrichten zu haben glaubte, daß man im folgenden 
Jahre mit vereinter Kraft über ihn herfallen wollte, ließ er im 
Juli 1756 wiederholt in Wien anfragen und bat sich die be¬ 
stimmte Versicherung aus, daß er weder in diesem noch in dem 
folgenden Jahre einen Angriff zu befürchten hätte. Auf stolz 
ablehnende Antwort ließ er durch den Geheimen Legationsrath 
v. Herzberg einen Entwurf der Ursachen bearbeiten und bekannt
	        
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