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XV. Preußen seit 1840. 
die Preußen bei ihrem Vorrücken mit feindlichen Truppen band- 
gemein geworden, als sie denselben Gepäck und Geschütz ab¬ 
nahmen; auch in Prag war große Beute gemacht worden, als 
hier am 8. Juli unsere Truppen einzogen. Am 19. waren ihre 
Vorposten bereits bis 3 Meilen vor Wien vorgeschoben, so daß 
der König sein Hauptquartier nach Nikols bürg, südlich der 
Thaya, verlegen konnte. 
Sich der Preußen zu erwehren, hatte Kaiser Franz Joseph 
unmittelbar nach der Schlacht bei Königgrätz den bitteren Ent¬ 
schluß gefaßt, Venetien an Napoleon abzutreten. Er hoffte da¬ 
durch Italien von dem Bündnisse mit Preußen abzuziehen, an 
Frankreich einen Bundesgenossen gegen Preußen zu gewinnen 
und seine Süd-Armee, welche glücklich gegen Victor Emanuel 
gekämpft hatte, mit der Nord-Armee zu vereinigen. In der 
That beförderten auch die Eisenbahnen 60,000 Mann nach der 
Donau, die anderen Erwartungen jedoch blieben unerfüllt; Na¬ 
poleon versprach nur, den Frieden vermitteln zu wollen. Seinem 
Andringen gab König Wilhelm nach, und es wurde zunächst 
eine Waffenruhe verabredet, welche am 22. Juli Mittags 12 Uhr 
eintreten sollte. Sie unterbrach den Sieg, den Preußen zu er¬ 
ringen im Begriff war. An eben diesem Tage hatte nämlich 
Fransecky mit dem 4. Armee-Corps bei Blumen au, in un¬ 
mittelbarer Nähe von Presburg, die Oesterreicher angegriffen; 
Punkt 12 Uhr mußte jedoch der Kamps abgebrochen werden, nach¬ 
dem die Brigade Bose dem Feinde dadurch in den Rücken ge¬ 
kommen war, daß sie durch unwegsame Gegenden die kleinen 
Karpaten überschritten hatte. 
Schon am folgenden Tage begannen die Verhandlungen 
wegen des Friedens zu Nikolsburg, und am 26. wurden die 
Präliminarien unterzeichnet, zugleich ein längerer Waffenstillstand 
verabredet, da erst später (den 23. August) der vollständige 
Frieden zu Prag seinen Abschluß erhielt. Abtretung von 
Land wurde von Oesterreich nicht gefordert, dagegen gab es sein 
Anrecht auf Schleswig-Holstein auf, wofür ihm 15 Millionen 
Thaler von den Kriegskosten abgerechnet wurden, so daß es nur 
20 Millionen baar entrichten sollte. Der Kaiser versprach ferner,, 
den deutschen Bund für aufgelöst anzusehen, sich bei der Neu¬ 
bildung Deutschlands nicht zu betheiligen und die neuen Ein¬ 
richtungen, einschließlich der Territorial-Veränderungen, anzu¬ 
erkennen, welche der König in Norddentschland treffen würde. 
Obgleich die süddeutschen Staaten versuchten, zugleich mit 
Oesterreich als dessen Bundesgenossen Frieden zu schließen, so
	        
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