VH. Deutschland. A. Staaten des Norddeutschen Bundes.
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gespielt, und sowohl die Schönheit ihrer Natur als die Betriebsamkeit ihrer
Bewohner hat für Einheimische und Fremde einen großen Reiz. Auch
unter preußischer Herrschaft haben die Gebiete der Rheinprovinz einen
mächtigen Aufschwung genonnnen. Fortschreitende Entwickelung ist das
genommen.
Zeugniß
eschichte.
Sie wurde bisher in zwei Provinzen, Jülich-Kleve-Berg, die nördliche, und
das Großherzogthum Niederrhein, die südliche Hälfte der jetzigen Rhein¬
provinz, getheilt, welche nun in die fünf Regierungsbezirke Köln, Düsseldorf,
Koblenz, Trier und Aachen zerfällt. Das Ganze umfaßt 486,^ □ÜÜf.,
worauf 3,359,947 *) Einw., also 6913 auf der stüM. (die dichteste Bevöl¬
kerung in ganz Preußen) leben, unter welchen nicht mehr als etwas über
800,000 Protestanten, über 2,463,000 Katholiken und über 35,000
Israeliten sind. Die Provinz besteht aus einer sehr großen Anzahl Gebiete
ehemaliger Reichsstände, worunter die bedeutendsten sind: die Herzogthümer
Jülich, Geldern, Kleve, Berg, das Fürstenthum Saarbrück, die Länder der
Erzbischöfe von Trier und Köln, mehrere Reichsstifter, wie Essen und
Werden, und einige freie Reichsstädte. Der Rhein und die Mosel, mit
Nebenflüssen
Die Nahe
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bildet einen Theil der südlichen Grenze und nur die Roer verläßt die Pro¬
vinz, um nordwestlich der Maas zuzufließen. Die Ufer der meisten dieser
Flüsse, namentlich des Rheins von Bingen bis Bonn, der Mosel und der
Ahr gehören zu den schönsten und romantischsten Gegenden von Deutsch¬
land und werden, vorzüglich die Rheingegenden, jährlich selbst von Tau¬
senden stemder Reisenden, namentlich Engländern, besucht. Unterhalb
Bonn bis zur holländischen Grenze verflachen sich die Ufer des Rheins,
die ganze Provinz wird zur vollkommenen Ebene und geht in die Sand-
und Morastgegenden der Niederlande über. Der ganze südliche Theil der¬
selben dagegen ist gebirgig. Auf dem rechten Ufer des Rheins herrschen
bis an die Sieg die Fortsetzungen des West er Waldes und das Sieben-
gebirge am Rhein, unweit Bonn, 2600' hoch. Weiter nördlich dringen
Verzweigungen der westfälischen H'öhenzüge in die Provinz ein, doch
erreichen sie nirgend die Ufer des Rheins. Auf der linken Seite des
Rheins ziehen sich, zwischen der Nahe und der Mosel, in südwestlicher
Richtung der Hundsrück, Soon-, Idar- und Hochwald, 2500'
hoch, hin. 'Nordwestlich von der Mosel erfüllen die Eifel, 2400'
hoch, und weiterhin die Hohe Veen, 3000' hoch, mehr Hochebene
als Gebirge, das Land mit ihren unfruchtbaren. wenia bewaldeten
Rücken. Sowohl die sandig
südlichen und westlichen Gegenden dieser Provinz gehören zu den minder
fruchtbaren; nur die mittleren Gegenden, vorzüglich das linke Ufer deS
Rheins, sind höchst ergiebig. Dagegen ist diese Provinz durch die In¬
dustrie ihrer Bewohner ausgezeichnet und die Bevölkerung dadurch in manchen
Gegenden so zusammengedrängt, daß, wie z. B. im ehemalig Bergischen,
8—12,000 Menschen aus der lliM. wohnen, während die Eifel und der
Hundsrück nur sehr schwach bevölkert sind. Zu den Hanptproducten gehören
nicht sowohl Getreide, woran es eher fehlt, als Flachs, Hanf, Taback, Oel-
ihren unfnichtbaren, wenig
morastigen nördlichen, als die gebirgigen
*) 1867 3,452,430 Einw., Zunahme 92,483 Einw.