Das Obererzgebirge.
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Brüstungen und Wimpergen sich äußerlich zeigt, die ein schmales, schlank auf¬
steigendes Mittelschiff als eigentlichen Hanptraum der Kirche umrahmen, erscheint
hier ein äußerlich 'schmuckloser, ganz nach innen gekehrter Hallenbau; während
dort das Ganze in seinen zahlreichen Teilen, seinen verschiedenen Schiffen und
Kapellen dem Wesen der Heiligen-, Klerikerkirche entspricht, ist hier der Predigt¬
ban bei allem Bauaufwaude doch in seiner zweckdienlichen Einfachheit ausgebildet,
ein durchaus neues, zwar aus der Gotik entwickeltes, aber keineswegs mehr-
mittelalterliches Werk geschaffen.
Licht! lautet eine Grundforderung der erzgebirgischeu Bauten. Die Meister
der erzgebirgischeu Predigtkirche fanden auch statt der Abteilung des Baues in
verschieden heilige Teile eine einheitliche Form durch unbefangene Ausgestaltung
der Forderungen des neuen Gottesdienstes. Nach Gunm.
32, Die Ulaxxen der Lrzgebirgsftädte.
Es ist lehrreich, die Stüdtewappen des Erzgebirges zu vergleichen. Die¬
selben trennen sich in zwei große Gruppen: in die Wappen der Städte, welche
vor 1500 bestanden, und in die der Städte, welche nach 1500 gegründet
wurden. Diese letzteren sind alles Bergstädte, wie auch ihre Bergmannswappen
bezeugen.
Der größte Teil der alten Städte führt eine Stadtmauer mit Thor und
Türmen als Beleg ihrer Wehrhaftigkeit im Wappen. Diese Städte sind sämtlich
im 13. Jahrhundert, jedenfalls zu Anfang desselben, wo nicht schon früher, am
Ausgang des 12. Jahrhunderts, gegründet worden. So haben Colditz, Leisnig,
Döbeln, die drei alten Städte vor dem Fuße des Erzgebirges, eine Mauer mit
offenem Thor, Döbeln sogar drei, und drei Türme. Colditz hat über dem
mittelsten Turme einen Schild mit dem Meißener Löwen, Leisnig vor dem
Thore den Wappenschild der Burggrafen von Leisnig. Freiberg führt eine
Mauer mit Thor und drei Türmen, vor dem Thore den Schild mit dem
Meißener Löwen; Lößnitz eine Mauer mit drei Türmen, vor deren mittelsten
den Schild der Burggrafen von Meißen; Elterlein eine Mauer mit Thor und
zwei Türmen, rechts oben an der Mauer den Schild der Burggrafen von
Meißen mit dem Andreaskreuz, links oben den Schild der Grafen von Schön¬
burg mit seinen zwei roten Schrägstreifen. Wolkensteiii führt eine Mauer mit
offenem Thor und drei Türmen, auf dem rechten bläst der Wächter ins Horn.
Später hat man das Wappen durch zwei zwischen die Türme gesetzte Schilder¬
häuschen verunziert. Frankenberg hat eine Mauer mit Thor und zwei Türmen,
zwischen denen eine Jungfrau mit Kranz steht. Kirchberg, sowie Zschopau hat
eine Mauer mit Thor und drei Türmen; Chemnitz „ebenfalls, an dem mittelsten
Turme jedoch den Schild mit dem Reichsadler. Öderan hat eine Mauer mit
Thor und zwei Türmen, zwischen denen sich ein Wagenrad als Wahrzeichen der
Heerstraße befindet. Die uralte Stadt Sahda hat nur den Schönburgfchen
Löwen.
Die Ansiedelung im Waldgebiete bezeugen die Wappen von Geringswalde
oder Gerungiswalde, eine Tanne, an welcher sich ein Eber reibt, von Grünhain
mit drei Tannen, vor welchen ein Auerhahn steht. Hainichen führt zwei umge¬
schlagene Tannen, auf dem einen Zweige sitzt ein Vogel. Nossen hat drei große
Bäume, zwischen denen ein Turm steht. Dippoldiswalde zeigt zwei gekreuzte