60 Das Jahr 1814.
wendet sich um und ruft: Kosaken! Zu gleicher Zeit wirft sich einer der
letzteren aus den Reiter im Oberrock, der vorausreitet, den Kaiser selbst.
Aber Corbinean und Gonrgaud werfen sich dazwischen und letzterer schießt
den Kosaken zu Napoleons Füßen nieder. Die Eskorte eilt herbei, man
drängt sich, haut einige Kosaken nieder; allein der Rest des Trupps setzt,
als er sich erkannt sieht, über die Gräben und verschwindet. — In ziem¬
licher Unordnung langte das Gefolge des Kaisers, wie er selbst, um
10 Uhr Abends in Maiziöres an.
Das Gefecht bei Brienne war am 29. Januar. Am 1. Februar
stellte sich der unerschrockene Blücher an demselben Platze schon zu einer
ordentlichen Schlacht. Er hatte sein Heer zwar nicht beisammen, denn
Langeron stand noch bei Mainz, und Jork und Kleist waren noch auf
dem Zuge; aber der edle Fürst Schwarzenberg bot ihm den größeren
Teil seines eigenen Heeres, die Abteilungen Ginlays, des Kronprinzen
von Württemberg und die russischen Reserven, zur Hülfe an, und mit
diesen wackeren Freunden konnte es Blücher gegen Napoleon schon wagen.
Dieser hatte eine feste Stellung in der Gegend von Brienne genommen,
seinen Mittelpunkt auf das Dorf La Rothiöre, eine Meile von jener
Stadt, gestützt. Er wollte eigentlich hier keine Schlacht, sondern hatte
schon den Rückzug über Lesmont besohlen; allein der Feldmarschall ließ
ihm keine Zeit dazu. Um Mittagszeit begann der Angriff auf allen
Seiten. Es war ein rauher Wintertag; dichtes Schneegestöber verdunkelte
oft die Luft so sehr und zog einen so dichten Schleier zwischen die kämpfenden
Haufen, daß sie mit Feuern inne halten mußten, bis ein hellerer Augen-
blick ihnen die Gegner wieder sichtbar machte. — Zur Rechten bahnte
sich der tapfere Kronprinz von Württemberg einen Weg durch den
Wald von Eclance, überwand Sümpfe und enge Hohlwege und erstürmte
La Gibrie und Petit Mesnil, ein paar wichtige Dörfer in der französischen
Schlachtreihe. Die braven Württemberger hatten einen schweren Stand
gegen die überlegene Feindeszahl mit vielem Geschütze, statt daß ihnen
nur eine Batterie ihres eigenen Geschützes durch die Hohlwege des Waldes
folgen konnte; aber ihre Tapferkeit wußte dennoch den Weg zum Siege
zu finden. — Neben ihnen drang auch General Wrede mit Bayern und
Österreichern vor und eroberte die Dörfer Morvilliers und Chanmenil,
wodurch Napoleons linker Flügel ganz entblößt war. Da kam er selber
eilig mit seinem Gardegeschütz heran und ließ Morvilliers aufs heftigste
beschießen, um den Feind, der den Kugeln und Bajonetten nicht weichen
wollte, durch Rauch und Flammen daraus zu vertreiben. Aber auch
dagegen wußte der bayerische Feldherr guten Rat. Er schickt einige der
besten bayerischen und österreichischen Reiterhaufen unter dem tapferen
Obersten Diez aus, die Feuerschlünde zum Schweigen zu bringen; und
der Oberst teilt seine Reiter in einzelne Geschwader, die das Feld durch¬
schwärmen, bald hier bald da einen Scheinangriff machen und des Feindes
ganze Aufmerksamkeit beschäftigen; und als die rechte Stelle gefunden ist,
brechen auf das Zeichen des Anführers alle vereint in die Feinde, reiten
das Fußvolk, das zur Bedeckung des Geschützes ausgestellt ist, zu Boden,
zersprengen die Reiterei, hauen die Kanoniere nieder und die Kanonen