Ludwig, Hartmuts Vater, und warf seinen Speer auf ihn, der aber zer¬
sprang an dem festen Schilde, daß die Splitter umherwirbelten. Nun
versetzte ihm Wate einen Hieb mit dem Schwerte, so mächtig, daß
der Stahl durch den Helm drang, und hätte sein Haupt nicht ein
seidenes Tuch bedeckt, es hätte ihm wohl das Leben gekostet. Man¬
cher Normannenheld unterlag den starken Händen Wates. Immer
heftiger tobte der Kampf; bis über die Brust standen die Streiter
im Wasser, so daß dieses von dem Blute sich rot färbte. Die Nacht
brach herein, und noch immer stritten sie gegen einander; endlich
fiel Hettel unter Ludwigs Hand. Da hörte man Gudruns und
ihrer Jungfrauen lautes Klagen. Wate aber, als er des Königs
Tod vernahm, schrie auf vor Wut wie ein wildes Tier, und viele
blinkende Helme der Gegner sanken unter seinen Streichen zu Boden.
Zwar kämpsten Horand und Ortwein, Gudruns Bruder, der des Vaters
Tod rächen wollte, mit Heldenmut; aber schon war es so dunkel geworden,
daß man den Freund vom Feinde nicht mehr unterscheiden konnte.
Da ries Herwig: „Hier geschieht Mord! Da wir des Tages Licht
nun entbehren müssen, so erschlagen wir den Fremden wie den Genossen.
Währt das so fort bis an den Morgen, so wird wohl der dritte
nicht mehr lebendig gefunden." So grimmig die Kämpfer auch gegen
einander gesinnt waren, sie mußten schon der Nacht weichen und vom
Streite ablassen. Sie blieben jedoch so nahe bei ihren Wachtfeuern
liegen, daß sie die Waffen der Gegner schimmern sahen.
Die Normannen benützten indessen die Dunkelheit der Nacht,
um mit den geraubten Mädchen heimlich von dannen zu fahren.
Die Hegelingen sahen zu ihrem Erstaunen beim Aufgang der Sonne
die Insel von den Feinden geräumt. Schmerzlich war es ihnen,
daß sie nun ihren erschlagenen König nicht rächen konnten; aber die
Feinde hatten einen zu großen Vorsprung, und sie fühlten sich zu
schwach zur Verfolgung. Da begruben sie die Toten und fuhren
traurig heim. Groß war der Schmerz der Königin Hilda, als sie
vernahm, wie schlecht alles verlaufen war. Ihre Tochter war in
den Händen der Feinde, ihr Mann war erschlagen, und ihr Volk
toar so sehr durch diesen Kriegszug geschwächt, daß man jetzt gar
wicht daran denken konnte, einen neuen zu unternehmen, sondern ab¬
warten mußte, bis die Knaben ju Jünglingen herangewachsen sein
würden.