Full text: Die Töchterschule (Theil 13)

Ludwig, Hartmuts Vater, und warf seinen Speer auf ihn, der aber zer¬ 
sprang an dem festen Schilde, daß die Splitter umherwirbelten. Nun 
versetzte ihm Wate einen Hieb mit dem Schwerte, so mächtig, daß 
der Stahl durch den Helm drang, und hätte sein Haupt nicht ein 
seidenes Tuch bedeckt, es hätte ihm wohl das Leben gekostet. Man¬ 
cher Normannenheld unterlag den starken Händen Wates. Immer 
heftiger tobte der Kampf; bis über die Brust standen die Streiter 
im Wasser, so daß dieses von dem Blute sich rot färbte. Die Nacht 
brach herein, und noch immer stritten sie gegen einander; endlich 
fiel Hettel unter Ludwigs Hand. Da hörte man Gudruns und 
ihrer Jungfrauen lautes Klagen. Wate aber, als er des Königs 
Tod vernahm, schrie auf vor Wut wie ein wildes Tier, und viele 
blinkende Helme der Gegner sanken unter seinen Streichen zu Boden. 
Zwar kämpsten Horand und Ortwein, Gudruns Bruder, der des Vaters 
Tod rächen wollte, mit Heldenmut; aber schon war es so dunkel geworden, 
daß man den Freund vom Feinde nicht mehr unterscheiden konnte. 
Da ries Herwig: „Hier geschieht Mord! Da wir des Tages Licht 
nun entbehren müssen, so erschlagen wir den Fremden wie den Genossen. 
Währt das so fort bis an den Morgen, so wird wohl der dritte 
nicht mehr lebendig gefunden." So grimmig die Kämpfer auch gegen 
einander gesinnt waren, sie mußten schon der Nacht weichen und vom 
Streite ablassen. Sie blieben jedoch so nahe bei ihren Wachtfeuern 
liegen, daß sie die Waffen der Gegner schimmern sahen. 
Die Normannen benützten indessen die Dunkelheit der Nacht, 
um mit den geraubten Mädchen heimlich von dannen zu fahren. 
Die Hegelingen sahen zu ihrem Erstaunen beim Aufgang der Sonne 
die Insel von den Feinden geräumt. Schmerzlich war es ihnen, 
daß sie nun ihren erschlagenen König nicht rächen konnten; aber die 
Feinde hatten einen zu großen Vorsprung, und sie fühlten sich zu 
schwach zur Verfolgung. Da begruben sie die Toten und fuhren 
traurig heim. Groß war der Schmerz der Königin Hilda, als sie 
vernahm, wie schlecht alles verlaufen war. Ihre Tochter war in 
den Händen der Feinde, ihr Mann war erschlagen, und ihr Volk 
toar so sehr durch diesen Kriegszug geschwächt, daß man jetzt gar 
wicht daran denken konnte, einen neuen zu unternehmen, sondern ab¬ 
warten mußte, bis die Knaben ju Jünglingen herangewachsen sein 
würden.
	        
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