237
lief) aber fallt Luise, von einer Kugel getroffen, halb todt zur
Erde. Kaum entdeckt dies ihr zärtlicher Bruder, als er nach
dem verborgenen Thäter forscht, und indem er ihn erkennt in
dem einen Gefangenen, der undankbar genug gewesen war,
seine Besiegerinn, die ihm doch die Beute gelassen hatte, heim¬
tückisch zu ermorden, schlagt er den Frevler nieder. Nun sprang
Ferdinand vom Pferde, warf sich trostlos über die sterbende
Schwester, und empfing von ihr mit dem Abschiedskuß die letz¬
ten Segnungen für Vater und Vaterland. Treu wie im Leben
beschützte er auch noch im Tode die Rechte der zarten Weiblich¬
keit, begleitete die Leiche, die er unter tausend Bruderküssen
dem Grabe weih'te, zur Gruft, und widmete ihr am Grabes¬
hügel ein einfaches Denkmahl der Erinnerung. Nachdem er
seinem gebeugten Vater die betrübende Nachricht von dem Tode
seiner Schwester gegeben, stürzte er sich nun um so kühner in
das Gewühl der Schlachten. Ueberall ersah er sich den Platz
für seine Thatkraft da, wo die Gefahr am größten war. Sein
Leben galt ihm von dem Augenblick an nichts, denn im¬
mer schwebten ihm vor das Bild seiner gefallenen Luise und sei¬
nes bekümmerten ^Vaters. Er wünschte den Tod, und fand
ihn, nachdem er über das Schicksal seines Vaterlandes beru¬
higt war, auf Französischem Boden durch die Hand eines Hu¬
saren. Aber auch mit ihm sank sein Gegner durch die treue
Kugel eines Büchsenjagers, in dessen Arme Ferdinand ver¬
schied, und ferne letzten Wünsche für seinen verwaisten Vater
aussprach.