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31. Der Tagedieb und die drei Vögel.
Ernst Lausceh.
1. Ein Tagedieb hatte keinen Pfennig Geld in der Tasche, aber
viel Hunger im Magen, und da wubte er nieht, was er anfangen sollte.
Er ging in den Tag hinein, und als er ein Stüeh gegangen war, sab
ein Rabe auf dem. Baume, der riet: „Grab, grab!« „Das sollte mir
einfallen,“ antwortete der Tagedieb, „ich verstehe mich sehlecht darauf,
einen krummen Rücken Zu machen,“ und ging weiter.
2. Da Lam eine Elster geflogen, die wubte einen guten Rat für
ihn und rief: „Bettelsack — sack! Bettelsack — sack!“ „Halt den
Schnabel,“ sagte der Tagedieb, ‚ich gönne keinem Menschen den Mund
um ein Stückchen Brot, dazu bin ich viel 2 stolz,“ und ging weiter.
3. Endlich kam er auch zum Sperling, der saß auf einen Zweige
und schrie: „Stiehl, stiehl, stine „Du wärest mir schönse antwortete
der Tagedieb, ,dazu haben mir nicht einmal dio Elster und der Rab—
geraten, die doch wahrlih auch niebt dumm sind unde sich auf das
Handwerk verstehen.“ „Aber,“ fuhr er vach einigem Besinnen fort,
m. Ends ist es doeh noch das Bequemste, und jene beiden haben
mir vielleieht⸗aus blober Mibgunst niehts davon gesagt. Sperling, du
wirst doch reeht haben.“
4. Somit ging er hin und stahl. Er wurde aber ertappt und in
ein Arbeitshaus gesteckt. Als er auf einem Acker mit den andern
Gefangenen graben mubte, saß der Rabe vieder auf dem Baume ind
rief, „Grab, grab, grabl“ Da antwortete der Tagedieb: „Hast recht,
wäre ich dir nur früher gefolgt!
32. Der Faule.
Robert Reinick.
1. „Heute — der Schule gehen,
da so schönes Wetter ist?
Nein, wozu denn immer lernen,
was man später doch vergißt?
2. Doch die Zeit wird lang' mir werden,
und wie bring' ich sie herum?
Spitz, komm her! dich will ich lehren;
Hund, du bist mir viel zu dumm!
3. Andre Hund' in deinem Alter
können dienen, Schildwach' stehn,
können tanzen, apportieren,
auf Befehl ins Wasser gehn.
4. Ja, du denkst, es geht so weiter,
wie du's sonst getrieben hast.
Nein, mein Spitz jetzt heißt es lernen
Hier komm her! und aufgepaßt!
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