Full text: Für einjährigen Unterricht in höheren Mittelklassen berechnet (Kursus 3)

198 
Neue Geschichte. 
dienste, wurde aber bei der Vertheidigung Pampelona's ^ gegen die Fran- 
Verwun- zosen schwer verwundet (1521). Während der langwierigen Heilung, die er 
düng. ;n seiner Heimat abwartete, kam er durch das Lesen religiöser Schriften 
(Heiligengeschichten) zu dem Entschlüsse, der Welt zu entsagen und sich einem 
geistlichen Leben zu widmen. Vergebens suchten ihn seine Verwandten von 
diesem Plane abzubringen; kaum genesen, rüstete er sich zu einer Wallfahrt 
nach Jerusalem. Auf dem Wege nach Barcelona besuchte er das wunder¬ 
tätig verehrte Marienbild im Kloster Montserat (in Katalonien), hing 
vor demselben seine Waffen auf und wanderte dann in härenem Gewände 
und barfuß weiter. Bettelnd half er sich von Dorf zu Dorf, bis er die 
Stadt Manresa (in Katalonien) erreichte. In der Zelle eines Dominikaner¬ 
klosters ergab er sich den härtesten Bußübungen; dreimal des Tages gei¬ 
ßelte er sich, 7 Stunden brachte er mit Gebet zu, seine Nahrung war Wasser 
und Brod, sein Lager die bloße Erde. Durch solch' übertriebene Strenge 
steigerte er seine religiöse Begeisterung zur Schwärmerei. Er glaubte die 
seltsamsten Erscheinungen zu feh^n und rühmte sich ihrer als göttlicher 
Offenbarungen. Abgezehrt, setzte er feine Reise fort und schiffte sich endlich 
(1523) zu Barcelona ein. Er landete in Mittelitalien, wanderte über Rom, 
wo er dem Papst Hadrian VI. die Füße küßte, nach Venedig und bestieg 
allda ein Schiff, mit dem er über Cypern nach Palästina fuhr. Wie schlug 
sein Herz, als er den heiligen Boden betrat! Ganz aufgelöst in Entzückung, 
Wallfahrt begann er stehenden Fußes die Wallfahrt nach Jerusalem. Freudenthränen 
nach stürzten ihm aus den Augen, da er die Stadt erblickte; an der Kreuzi- 
Zerusa em. ^^ngs - und Begräbnißstätte des Heilandes blieb er mehrere Tage, und 
knieend küßte er unaufhörlich die geweihte Erde. Leider ward sein Ent¬ 
schluß bald unterbrochen; denn kaum hatte er verlauten lassen, in Palästina 
die Ungläubigen bekehren zu wollen, so wurde er von dem Vorsteher der 
Franziskaner zur Rückkehr genöthigt und reiste über Venedig und Genua 
wieder nach Barcelona. 
3. In Spanien nahm Loyola den Plan, für Religion und Kirche 
thätig zu sein, wieder auf: sollte ihm die Wirksamkeit bei den Ungläubi¬ 
gen verschlossen bleiben, so wollte er sie mitten in der Christenheit, bei Irr- 
Plan, einen gläubigen und Ketzern, ausüben. So mag er den Gedanken gefaßt haben, 
Orden zu einen Orden zu gründen. Aber dazu reichte der bloße Ruf der Heiligkeit 
gründen, nicht hin; um über den Willen Andrer zu herrschen, muß man ihnen an 
Einsicht überlegen sein. Also Wissenschaft mußte erst erworben werden. 
Aber im 33. Jahre noch, mit lateinischer Grammatik anzufangen — das 
mußte einem feurigen Gemüthe doppelt schwer werden. Doch er über- 
Studieu. wand sich und war nach 2 Jahren so weit, einen lateinischen Vortrag 
verstehen zu können. Run ging er auf die hohe Schule zu Alkala 2). 
Als er hier auch lehrend und predigend unter dem Volke auftrat, so wurde 
er von der Inquisition in Untersuchung genommen und nur unter der 
Bedingung freigegeben, daß er sich alles Unterrichts in der Religion ent¬ 
halte, bis er nicht 4 Jahre Theologie studirt habe. Gleichen Bescheid 
erhielt er in Salamanka 2), welche Universität er mit Alkala vertauscht 
1) Pampelona, Stadt am Fuße der Pyrenäen, im Königreich Navarra. 
2) Alkala, Universitätsstadt in Neukastilien, östlich von Madrid. — Sala¬ 
manka, Universitätsstadt im Königreich Leon, südlich von Zamora.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.