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Neue Geschichte.
dienste, wurde aber bei der Vertheidigung Pampelona's ^ gegen die Fran-
Verwun- zosen schwer verwundet (1521). Während der langwierigen Heilung, die er
düng. ;n seiner Heimat abwartete, kam er durch das Lesen religiöser Schriften
(Heiligengeschichten) zu dem Entschlüsse, der Welt zu entsagen und sich einem
geistlichen Leben zu widmen. Vergebens suchten ihn seine Verwandten von
diesem Plane abzubringen; kaum genesen, rüstete er sich zu einer Wallfahrt
nach Jerusalem. Auf dem Wege nach Barcelona besuchte er das wunder¬
tätig verehrte Marienbild im Kloster Montserat (in Katalonien), hing
vor demselben seine Waffen auf und wanderte dann in härenem Gewände
und barfuß weiter. Bettelnd half er sich von Dorf zu Dorf, bis er die
Stadt Manresa (in Katalonien) erreichte. In der Zelle eines Dominikaner¬
klosters ergab er sich den härtesten Bußübungen; dreimal des Tages gei¬
ßelte er sich, 7 Stunden brachte er mit Gebet zu, seine Nahrung war Wasser
und Brod, sein Lager die bloße Erde. Durch solch' übertriebene Strenge
steigerte er seine religiöse Begeisterung zur Schwärmerei. Er glaubte die
seltsamsten Erscheinungen zu feh^n und rühmte sich ihrer als göttlicher
Offenbarungen. Abgezehrt, setzte er feine Reise fort und schiffte sich endlich
(1523) zu Barcelona ein. Er landete in Mittelitalien, wanderte über Rom,
wo er dem Papst Hadrian VI. die Füße küßte, nach Venedig und bestieg
allda ein Schiff, mit dem er über Cypern nach Palästina fuhr. Wie schlug
sein Herz, als er den heiligen Boden betrat! Ganz aufgelöst in Entzückung,
Wallfahrt begann er stehenden Fußes die Wallfahrt nach Jerusalem. Freudenthränen
nach stürzten ihm aus den Augen, da er die Stadt erblickte; an der Kreuzi-
Zerusa em. ^^ngs - und Begräbnißstätte des Heilandes blieb er mehrere Tage, und
knieend küßte er unaufhörlich die geweihte Erde. Leider ward sein Ent¬
schluß bald unterbrochen; denn kaum hatte er verlauten lassen, in Palästina
die Ungläubigen bekehren zu wollen, so wurde er von dem Vorsteher der
Franziskaner zur Rückkehr genöthigt und reiste über Venedig und Genua
wieder nach Barcelona.
3. In Spanien nahm Loyola den Plan, für Religion und Kirche
thätig zu sein, wieder auf: sollte ihm die Wirksamkeit bei den Ungläubi¬
gen verschlossen bleiben, so wollte er sie mitten in der Christenheit, bei Irr-
Plan, einen gläubigen und Ketzern, ausüben. So mag er den Gedanken gefaßt haben,
Orden zu einen Orden zu gründen. Aber dazu reichte der bloße Ruf der Heiligkeit
gründen, nicht hin; um über den Willen Andrer zu herrschen, muß man ihnen an
Einsicht überlegen sein. Also Wissenschaft mußte erst erworben werden.
Aber im 33. Jahre noch, mit lateinischer Grammatik anzufangen — das
mußte einem feurigen Gemüthe doppelt schwer werden. Doch er über-
Studieu. wand sich und war nach 2 Jahren so weit, einen lateinischen Vortrag
verstehen zu können. Run ging er auf die hohe Schule zu Alkala 2).
Als er hier auch lehrend und predigend unter dem Volke auftrat, so wurde
er von der Inquisition in Untersuchung genommen und nur unter der
Bedingung freigegeben, daß er sich alles Unterrichts in der Religion ent¬
halte, bis er nicht 4 Jahre Theologie studirt habe. Gleichen Bescheid
erhielt er in Salamanka 2), welche Universität er mit Alkala vertauscht
1) Pampelona, Stadt am Fuße der Pyrenäen, im Königreich Navarra.
2) Alkala, Universitätsstadt in Neukastilien, östlich von Madrid. — Sala¬
manka, Universitätsstadt im Königreich Leon, südlich von Zamora.