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lichen Güter widmen sollte. Seine Eltern wählten nämlich Schön¬
hausen zum dauernden Aufenthalt und überließen die pommerschen
Güter, die sie außerdem besaßen, ihren beiden Söhnen, die sie
zuerst gemeinschaftlich bewirtschafteten. Bald teilten sie jedoch den
Besitz, und unser Otto vou Bismarck nahm seinen Wohnsitz iu
Kniephof. Die Güter waren durch verfehlte Unternehmungen
und wohl auch infolge längeren Aufenthalts der Bismarckfchen
Familie in Berlin heruntergekommen und überschuldet, und Bis¬
marck hatte in den ersten Jahren mit nicht unerheblichen Schwierig¬
keiten zu kämpfen. Aber er widmete sich der Landwirtschaft mit
der ganzen ihm eigenen Tatkraft, beobachtete fleißig, kümmerte sich
persönlich um kleine und große Dinge, durcheilte in tollen Ritten
seine ausgedehnten Fluren, suchte vou andern zu lernen, wie Ver¬
besserungen möglich wären, prüfte die Rechnungsbücher über (Ein¬
nahmen und Ausgaben und arbeitete sich so wirtschaftlich in die
Höhe. Daun sah er des Abends gern auch Gäste bei sich, so daß
er iu Kniephof mit seinen Freunden manche fröhliche Stunden
verbrachte. Dadurch und durch seine tollen Ritte, sowie durch sein
entschiedenes mannhaftes Auftreten und seine geistvolle Unter¬
haltung erregte er einesteils das Kopfschütteln, andernteils die
Bewunderung seiner Nachbarn, und man nannte ihn wohl auch
den „tollen Bismarck". Aber in stillen Stunden widmete er sich
mit Vorliebe ernsten Studien und saß oft bis tief in die Nacht
vor den Büchern; vor allem zog ihn das Studium der Geschichte
au. Trotz aller Schaffenslust fand er aber doch nicht die volle Be¬
friedigung. Er fühlte, daß seine geistige Kraft brach lag, und
das erzeugte zuweilen eine melancholische Stimmung iu ihm.
Er versuchte es uoch einmal mit dem Staatsdienst und
trat bei der Regierung zu Potsdam als Referendar ein; aber auch
diesmal konnte er beit Formen des Bureandienstes keinen Geschmack
abgewinnen. Es bedurfte daher nur eines Anlasses für ihu, um
diese Tätigkeit wieder aufzugeben. Eines Tages kam er zu seinem
Vorgesetzten, dem Oberpräsidenten von Meding, um sich Urlaub
zu erbitten. Dieser ließ ihn nach seiner Gewohnheit absichtlich
warten, so daß Bismarck nach einer halben Stunde dem Diener
anbefahl: „Sagen Sie dem Herrn Oberpräsidenten, ich wäre fort¬
gegangen, aber ich käme auch uicht wieder." Er ging und nahm
seinen Abschied.
Mehrmals unterbrachen sein Landleben militärische Übungen.
Während einer solchen legte er einst eine Probe seiner Unerschrocken-