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drückt, öffnet sich aber von selbst, sobald die Spannkraft des Dampfes in dem
Dampfkessel gar zu stark wird. Ohne dieses Ventil könnte der Dampfkessel leicht
zerspringen. (Bei 6 ist eine Dampfpfeife.)
2. Der Luftballon. Ein eigenartiges Verkehrsmittel ist auch der Luftballon.
Während der Belagerung von 1870—71 bedienten sich die Pariser desselben häufig,
um Briefe und Personen nach außen hin zu befördern. Derselbe ist gewöhnlich aus
Seide gefertigt und mit einem Netz von Stricken überzogen. Er gründet sich auf
die Thatsache, daß erwärmte Luft nach oben steigt. (Vergl. S. 308.)
Früher machte man unter dem Ballon
ein Feuer an, wodurch die in ihm besind-
liche Luft erwärmt und er so zum Steigen
gebracht wurde. Jetzt wird der Ballon in
der Regel mit Leuchtgas gefüllt. Dasselbe
ist zweimal leichter als die gewöhnliche Luft
und steigt in derselben empor wie ein Kork
im Wasser. Während der Füllung wird
der Ballon durch 10—20 Stricke festge¬
halten. Er schwillt nun immer mehr an
und erreicht wohl die Größe eines mäßigen
Heuschobers. Ist endlich die Füllung be¬
endet, so besteigt der Luftschiffer die unten
am Ballon befestigte Gondel, die Stricke
werden zerschnitten, und der Ballon steigt
empor. Manche Luftschiffer find schon über
7 km hoch gestiegen. Will man wieder zur
Erde nieder, so öffnet man mittels einer
Leine eine Klappe am Ballon und läßt et¬
was Gas ausströmen. Da man den Luft¬
ballon nicht steuern kann, so folgt er stets
der Richtung des Windes und läßt sich zu¬
weilen auf das Meer nieder.
3. Der Telegraph. Um die Einrichtung des Telegraphen zu verstehen, müssen
wir uns zunächst mit der Berührungselektrieität näher bekannt machen.
8,. Wir füllen ein Trinkglas etwa 2/4 voll Wasser und gießen in dasselbe etwas
englische Schwefelsäure, so daß letztere ungefähr den 12. Teil des Gemisches aus¬
macht. In diese so verdünnte Schwefelsäure tauchen wir eine Zink- und eine Kupfer-
platte, so daß sich dieselben nicht berühren. Das hervorragende Ende jeder dieser
beiden Platten ist mit einem mit Seide übersponnenen Kupferdrahte in Verbindung
gebracht. Nähert man nun die beiden blank geschabten Drahtenden einander, so zeigt
sich zwischen ihnen ein schwacher (oft allerdings kaum wahrnehmbarer) Funke. Sicht¬
barer wird derselbe, wenn man das eine Drahtende gegen eine Eisenfeile, die man
an dem hölzernen Hefte in der Hand hält, drückt, während man mit dem andern
Drahte über die rauhe Seite der Feile hinwegfährt. Es entsteht dadurch ein förm¬
liches Funkensprühen.
Alle diese Erscheinungen haben ihre Ursache darin, daß in den beiden Platten
Elektricität erregt ist. Dieselbe ist hervorgerufen durch die Berührung der beiden
Platten mit der Flüssigkeit. Man nennt diese E. deshalb zum Unterschiede von der
Reibungselektricität (S. 304) „Berührungselektricität".
i>. Durch die Berührung der Zink- und der Kupferplatte mit der Flüssigkeit
haben sich die Elektricitäten in jeder der beiden Platten getrennt. Im Zink (Fig. 27z)