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mals aber vermag er dabei die Knie seiner wadenlvsen Beine zurückzudrücken. Am
liebsten laust er auf allen Vieren. Was aber den Orang-Utan am meisten von dem
Menschen unterscheidet, das ist der Mangel an Vernunft und Sprache.
2. Lebensweise. Der Orang-Utan lebt in den Urwäldern der Inseln Borneo
und Sumatra. Hier klettert er fast den ganzen Tag über ans den Baumen umher, um
sich Baumfrüchte und Blätter zu pflücken oder gelegentlich auch einmal ein Vogelnest
zu plündern. Und zum Klettern ist er durch seinen Körperbau außerordentlich be¬
fähigt. Nicht nur, daß ihm seine 4 Hände dabei vorzüglich zu statten kommen, son¬
dern mit seinen langen Armen, die fast bis an die Knöchel reichen, kann er auch mit
Leichtigkeit weit abstehende Zweige ergreifen. Er klettert zwar langsam und bedächtig,
aber mit großer Sicherheit. Nur selten hupft und springt er, jedoch vermag er auf
dickern Zweigen geschickt zu laufen. Alls die Erde kommt er nicht oft. Will er von.
einem Baum zum andern, so schwingt er sich vorsichtig hinüber. Bei der Verfolgung
flieht er in die höchsten Wipfel und versteckt sich dort im dichten Laubwerk. In der
Mitte des Wipfels baut er sich ein Lager, das einem Vogelhorste gleicht, aber nie¬
mals ein Dach trägt, wie man früher glaubte. Als Grundlage dieses Nestes dienen
ihm dicke Aste, die er mit blattreichen Zweigen, Gras und Laub bedeckt. Bei kalter
Witterung benutzt er außerdem noch große Blätter, mit denen er sich wie mit einer
Bettdecke zudeckt. Daß er, sobald Elefanten in sein Gehege kommen, sich mit Knüp¬
peln bewaffne und sie mit Schlägen vertreibe, ist nur eine Sage der Eingeborenen,
die ja auch früher glaubten, er könne sprechen und rede nur deshalb nicht, damit er
nicht zu arbeiten brauche. Seine Kraft ist gewaltig. Er zerbricht mit Leichtigkeit einen
Speer, ja, den Arm eines starken Mannes und beißt fürchterlich in seiner Wut.
3. In der Gefangenschaft. Von einem gefangenen Orang-Utan wird uns folgen¬
des berichtet: Er zeigte keine Spur von Wildheit und Bosheit. Gewöhnlich lief er auf allen
Vieren, konnte jedoch auch aufrecht gehen. Er aß Äpfel, Birnen, Rüben, genoß aber auch,
rohe Eier, ja, selbst Braten und Fisch. Hatte er getrunken, so wischte er sich den Mund -
mit der Hand ab. Meisterhaft verstand er sich auf den Taschendiebstahl, und ohne daß es
die Leute merkten, zog er ihnen Zuckcrstückchcn aus der Tasche. Einst öffnete man das^
Schloß seiner Kette mit einem Schlüssel. Dies bemerkend, nahm er ein Stück Holz. steckte
es ins Schlüsselloch, drehte es nach allen Seiten um und sah zu, ob sich das Schloß ge¬
öffnet halle. Wollte man ihm einen Stock aus seinen Händen entwinden, so schlug er tapfer
mit demselben zu und wehrte sich gewaltig.
136. Der Strauß.
1. Körperbau. Der Strauß ist der größte Vogel. Er erreicht eine Höhe von
2V2 m. In seiner äußern Erscheinung steht er auf der Grenze zwischen Vogel und
Säugetier, und gleichsam als ob er dieses wüßte, hält er sich in der Wüste gern in
Gesellschaft von Vierfüßlern (Zebras, Gnus re.) auf, die ihn lvegen seines scharfsich¬
tigen Auges oft als Wächter benutzen. Das Auge ist nicht rund, sondern oval. Auch
ist es wie bei den Säugetieren mit Lidern und das obere Augenlid sogar mit Wim¬
pern versehen. Was aber den Strauß noch besonders von den übrigen Vögeln unter¬
scheidet, ist, daß er nicht fliegen kann.
Der Strauß ist mit seinem schweren Körper nicht für die Luft, sondern wie die mei¬
sten Säugetiere zum Leben auf der Erde geschaffen. Seine Knochen sind auch nicht wie
bei den meisten Vögeln mit Luft (S. 65), sondern mit Mark angefüllt. Die Flügel aber
sind ihrer Kürze wegen zum Fliegen ganz untauglich. An Stelle der Schwungfedern tre¬
ten lange, daunenartigc Schmuckfedern, die sog. Straußenfedern, deren Schäfte weich und
biegsam sind. Auch am Schwänze finden sich solche. (Sie sehen beim Hahn blendend weiß,
bei der Henne aber unrein weißlich aus. Im übrigen sind beim Hahn alle Rumpffedern
kohlschwarz, bei der Henne aber graubraun.)
Je weniger aber der Strauß sich aufs Fliegen versteht, desto größer ist seine
Kunst im Laufen, worin er die meisten Vierfüßler übertrifft. Zu dieser Kunst be¬
fähigen ihn besonders seine laugen, kräftigen Beine. An jedem Fuße sitzen nur 2,
aber sehr kräftige Zehen, die fast an den gespaltenen Huf des Kaiuels erinnern und