fullscreen: Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in höheren Töchterschulen

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Die neue Zeit bis zur französischen Revolution. 
nehmen Lebensweise von fast allen Fürsten nachgeahmt. Dichter, 
Künstler und Gelehrte wetteiferten in Verherrlichung eines Fürsten^ 
der sie mit freigebiger Hand belohnte. Die dramatische Dicht¬ 
kunst erreichte ihren Höhepunkt in Corneille (Cid), in Racine 
(Iphigenie und Phädra, Esther und Athalie) und in Moliere 
(Tartüffe, Geizhalz, Menschenfeind). Boileau wurde wegen 
seiner Oden und Satiren als französischer Horaz gepriesen: 
Lafontaines Fabeln und Erzählungen und des Bischofs 
Fenelon „Abenteuer des Telemach" sind in allen Familien 
bekannt. 
Die noch immer ziemlich freie Stellung der Hugenotten in Frank¬ 
reich veranlaßte Ludwig XIV., der nach unumschränkter Königs- 
gewalt strebte, zur Aufhebung des Edikts von Nantes, 
infolge deren über eine halbe Million betriebsamer Bürger aus¬ 
wanderte und die Seidenweberei und die Kunst des Strnmps- 
wirkenv in den Nachbarländern verbreitete. Die sogenannten 
„Dragonaden" erzwangen vielfach durch Gewalt die Rückkehr 
zum alten Glauben; aber in den Sevennen entbrannte wegen 
dieser Glaubensverfolgungen ein grauenvoller Bürgerkrieg. 
§• 83. Ludwigs XIV. Eroöerungskriege. 
Ludwig XIV. war mit Maria Theresia, der Tochter 
Philipps IV. von Spanien, vermählt, doch hatte dieselbe bei 
ihrer Vermählung allen Ansprüchen auf die spanischen Länder 
entsagt. Trotzdem erhob Ludwig nach dem Tode seines Schwieger¬ 
vaters Anspruch auf die spanischen Niederlande und er¬ 
oberte sie in kurzem Feldzuge. Da aber zwang ihn der Drei- 
mächtebund (Tripelallianz) zwischen Holland, England und 
Schweden, im Frieden zu Aachen (1668) den größten Teil 
seiner Eroberungen wieder herauszugeben. — Um Holland, 
welches Veranlassung zu diesem Bündnisse gewesen war, zu züch¬ 
tigen, begann Ludwig den holländischen Krieg (1672—79) 
und drang in raschem Siegeslauf bis Amsterdam vor. Aber die 
Holländer durchstachen die Dämme und überfluteten ihr eigenes 
Land. Jedoch die Winterkälte machte die Gewässer gefrieren, und 
Luxembourg rückte auf dem Eise gegen die Hauptstadt vor. Da 
wurde zum zweiten Male Holland dnrch plötzlich eintretendes Tau¬ 
wetter gerettet. — Nunmehr traten auch der Kaiser Leopold, 
Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst von Brandenburg, 
und Spanien für Holland auf. Tnrenne drang sengend und 
brennend über den Rhein vor, während der kaiserliche Feldherr 
Montecueoli in Ungarn gegen die Türken beschäftigt war. Um 
nun seines gefährlichsten Gegners, des großen Kurfürsten, 
welcher allein die deutsche Waffenehre aufrecht hielt, ledig zu 
werden, veranlaßte Ludwig die Schweden von Pommern aus 
zu einem Einfall in die Mark Brandenburg. Doch schnell war
	        
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