Full text: Anschaulich-ausführliches Realienbuch

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Nase und Augen vorhanden. (Vergl. Ente, S. 115) Mit Hilfe der Flughaut 
vermag die Fledermaus geräuschlos und gewandt in der Luft umherzuflattern 
und ihre Jagd auf Insekten auszuüben. Die Flughaut ist von vielen Nerven 
durchzogen. Daher besitzt die Fledermaus in ihr ein außerordentlich feines Gefühl, 
so daß sie die Käfer u. a. Insekten, die sie in der Dunkelheit mit ihren kleinen 
Augen vielleicht gar nicht sieht, sehr leicht an der Luftbewegung fühlt. 
b. Die Ohren sind auffallend groß und können jedem Geräusch zugewendet 
werden. Deshalb eignen sie sich auch vorzüglich zum Auffangen der Schallwellen. 
Dazu kommt noch, daß die Ohrlappen, die ebenso wie die Flughaut sehr nervenreich 
sind, mit zahlreichen „Tastpapillen“ versehen sind. Dadurch erhalten sie ein außer— 
ordentlich feines Gefühlsvermögen und empfinden die geringste Luftwelle, die die 
fliegenden Insekten verursachen. Damit aber die Feinheit des Gehörs den Fleder— 
mäusen während des Schlafes keine Störung bringe, werden die Ohrmuscheln beim 
Schlafe zusammengefaltet. Auffallend ist an dem Ohre noch der Gehördeckel. Er 
steht gleich einer starr aufgerichteten Zunge vor der Ohröffuung und dient wahr⸗ 
scheinlich dazu, das Gefühl für die zitternde Luft zu verstärken. 
c. Das Maul ist weit gespalten, damit die Fledermaus im Fluge die Käfer 
und Nachtschmetterlinge leicht ergreifen kann. Die Zähne sind spitz und kräftig. 
Mit ihnen kann sie die Käfer (samt ihren harten Flügeldecken) leicht zerbeißen. Zu 
einer Mahlzeit verspeist sie an 30 Maikäfer oder Nachtschmetterlinge, und die kleinen 
Insekten, die sie in einer Nacht verzehrt, zählen nach Hunderten. Sie ist daher 
ein sehr nützliches Tier. Daß sie geräucherte Speckseilen im Schornstein aushöhle, 
wie man ihr zuweilen schuld gibt, ist unwahr. Dies geschieht vielmehr von den 
Hausmäusen. Trifft mau die Fledermaus dennoch im Schornsteine in der Nähe des 
Speckes an, so ist sie nicht vom Speck, sondern von der Wärme angelockt worden. 
3. Aufenthalt. Am Tage hält sich die Fledermaus meist in hohlen Bäumen, 
in Türmen, hinter Fensterläden oder in zerrissenen Lehmwänden verborgen. (Schutʒ 
vor Feinden. Auch die graue Farbe gewährt Schutz. Eine hängende Fledermäus 
gleicht einem bestäubten Häufchen Spinngewebe.) Gewöhnlich hängt sie hier mit dem 
Kopfe nach unten, indem sie sich mit den Krallen der Hinterfüße an der Wand fest— 
hakt. Dies kann sie um so leichter, da die Zehen der Hinterfüße frei geblieben sind. 
Die hängende Stellung ist für ihren Aufflug sehr vorteilhaft. Sie läßt sich dabei 
nämlich einfach fallen, breitet ihre Flughaut aus und flattert dann fort. Will sie 
von ebener Erde auffliegen, so klettert sie zuvor an Wänden, Bäumen u. s. w. empor 
und läßt sich dann zum Fluge fallen. Beim Klettern wird sie besonders von den 
beiden kurzen, spitzbekrallten, freien Daumen unterstützt. Will sie an einem Baume 
emporklettern, so hakt sie sich mit den Daumenkrallen in die Rinde ein und zieht sich 
so — mit beiden bekrallten Hinterbeinen nachschiebend — empor. In gleicher Weise 
kann die Fledermaus auch ganz behende kriechen. 
116. Das Haushuhn. 
1. Der Hahn. Stolz wie ein „Nitter“ schreitet der Hahn auf dem Hofe 
umher. Auf dem Kopfe trägt er einen roten, gezackten Lamm und an der Kehle 
2 rote Läppchen. Den Hals ziert ein großer Federkragen. Das Gefieder glänzt 
wie Metall, und die langen Schwanzfedern sind wie eine Sichel gebogen. Die 
Flügel sind nur kurz und daher zum Fliegen wenig tauglich. Der Hahn muß 
deshalb auf dem Erdboden weilen. Darum sind auch die Beine kräftig gebaut und 
haben dicke Schenkelmuskeln. („Keulen“.) Da er gern Würmer frißt, so sind die 
Füße langzehig und zum Scharren geeignet. Hinten am Laufe sitzt als Waffe ein 
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