und zur Beförderung der Sittlichkeit. 25 
wollte die Mutter nicht zugeben, weil sie dadurch leicht 
hätte angesteckt werden können. Weinend ging Wilhelminc 
in ihre Kammer, zog sich hastig aus, und steckte aus Furcht 
den Kopf unter das Deckbett. Von Zeit zu Zeit zog sie 
ihn dann scheu hervor, um Luft zu schöpfen, und sich ängst¬ 
lich in der Kammer umherzusehen. Auf einmal glaubte sie 
an der Kammerthür eine lange weiße Gestalt zu erblicken. 
Voller Schrecken zog sie sich das Deckbett über den Kopf, 
und der Angstschweiß lief ihr von der Sstirn. Lange konnte 
sie es in dieser Lage nicht aushalten; sie wagte es endlich 
auf einen Augenblick, den Kopf hervorzuziehen, und siehe 
da, die schreckliche weiße Gestalt stand nicht nur immer 
noch an der Kammerthür, sondern bewegte sich auch. Jetzt 
sing Wilhelmine laut an zu schreien, und in dem Augen¬ 
blicke trat ihre Mutter in die Kammer. Aber Kind, was 
ist dir denn! rief sie ihr zu; träumst du? oder wachest du? 
Ach Mutter, Mutter! die weiße Gestalt! Ich glaube gar, 
du siebst Gespenster, erwiederte die Mutter; ermuntre dich, 
und fasse Muth. Was ängstiget dich denn? Es kam nun 
heraus, dass Wilhelmine ein weißes Handtuch, welches 
an der Kammerthür hing, und worauf der Mond schien, 
für eine weiße Gestalt gehalten hatte. Die Mutter hatte 
an der Kammerthür gehorcht, ob Wilhelmine schliefe, und 
indem sie die Thür öffnete, hatte sich das Handtuch be¬ 
wegt. Wilhelmine schämte sich ihrer kindischen Furchtsam¬ 
keit, und sah seit dieser Zeit nie wieder Gespenster. 
Furcht ist beständig bei Unwissenheit und Aberglau¬ 
ben. Weish. 17, 6. 12. 13. 
Trau auf Gott und fasse Muth; 
Blinde Furcht thut niemals gut. 
12. Das neugierige Mädchen. 
Margarethe war als ein höchst,neugieriges Mädchen 
bekannt, und schon oft hatten ihre Ältern sie wegen ihrer 
thörigten Neugierde bestraft. Sobald sie nur das geringste 
Geräusch auf der Straße hörte, lief sie an das Fenster, um 
zu sehen, was es gäbe; und eines Tages machte die heftige 
Neugierde sie so vlind, dass sie mit dem Kopfe gegen die 
Fensterscheiben fuhr, und sich sehr beschädigte, indem sie 
nicht einmal bemerkt hatte, dass das Fenster zugemacht war. 
Nicht selten verlor sie auf der Straße ihr Strickzeug, oder
	        
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