52. Der Taunus.
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an den Vorhügeln des Feldbergs gelegen, durch seinen Namenszusatz „vor der
Höhe" an die landesübliche Benennung des Taunus erinnert. Anderthalb Stunden
von diesem Badeorte entfernt liegt die Salburg, die Überreste eines zum großen
Teil ausgegrabenen römischen Standlagers, welches den einzigen Weg vom
Kattenlande nach Süden in den reichen Rheingau und zu den Städten am Ober-
rhein beherrschte. Alle die Gegenstände, Waffen, Griffel, Münzen u. a., die
man hier in der Umgebung der alten Römerseste dem Schöße der Erde ent-
nommen, sind in dem Kurhause zu Homburg zu einer wertvollen Sammlung
vereinigt.
Am Ostabhang des Gebirges, bereits in der Wetterau, liegt der oberhessische
Badeort Nauheim, wie die beiden letztgenannten erst in den letzten Jahrzehnten
bekannt geworden, namentlich durch seine beiden Sprudel, von denen der große
mit 26" R., der Riesensprudel, der etwa 15 m hoch steigt, mit 30° R. aus
der Erde empordringt.
Die Bäder am Nordabhange gehören wiederum in die preußische Provinz
Hessen-Nassau,so Langenschwalb ach mit seinen kräftigen, stahlhaltigen Wässern,
ferner an der das ganze Tauuusland quer durchschneidenden Bahn von Mainz
nach dem Lahnthal das weltbekannte Selters mit seinem kohlensauren Bruuneu,
der mit starkem Brausen und unzählige Blasen werfend aus der Tiefe mächtig
emporsprudelt und in jeder Minute etwa 40 Liter Wasser emporfördert. Tag-
lich können wohl 24000 Krüge gefüllt werden, die in dem sogenannten „Kanne-
bäckerländchen" im südlichen Westerwalds, östlich von Koblenz, gefertigt werden.
Über vier Millionen solcher Krüge werden jährlich nach allen Teilen der Erde
verschickt, und außerdem holt sich die Landbevölkerung der nächsten Umgebung
nach einem ihr zustehenden Rechte täglich zu gewissen Stunden große Mengen
dieses köstlichen Wassers aus dem Brunnen. Im Lahnthal endlich, an der
rechten Seite des Flusses mit einer Vorstadt am linken User liegt das seiner
warmen Natronquellen wegen (der Kesselbruunen hat 36°, der Kränchen¬
brunnen 26° R.) weltberühmte, vielbesuchte Bad Ems.
Nachdem wir so Umschau gehalten in den Taunusstädten, wollen wir auch
uoch einen Ausflug auf einen der höchsten Gipfel des Gebirges unternehmen.
Wir wählen die höchste Kuppe, den großen Feldberg, und beginnen unsere
Wanderung von Kronberg aus, einem freundlichen, von einer Burg gekrönten
Städtchen, das der breite Altkönig gütig gegen den rauhen Nordwind schützt.
Weitergehend kommen wir bald in schattigen Wald, zuerst von Buchen, dann
auch von Kiefern und Rottannen, und haben in zwei Stunden ohne alle Mühe
deu Gipfel erreicht. Es lockt uns das Feldberghaus mit seiner Inschrift:
„1872, den Stürmen zum Trutz, dem Wanderer zum Schutz." Nach der La-
bung aber hinaus ins Freie! Der oberste Teil des Berges bildet eine von
allen Seiten von Wald umgebene weite, sast ebene Fläche. Wir stehen hier