Full text: H. A. Daniels Lehrbuch der Geographie für höhere Unterrichtsanstalten

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§ 16. Die fünf Ozeane. 
§ 16. 
Die fünf Ozeane. 
Wie man fünf Erdteile annimmt, so kann man auch fünf Welt¬ 
meere oder Ozeane annehmen: 
1) Das Nördliche Eismeer (12 Mill. qkm groß), um den 
Nordpol bis zu dem nördlichen Polarkreise, bespült die Nordküsten von 
Europa, Asien und Amerika. Seine südliche Grenze wird gegen den 
Atlantischen Ozean durch unterseeische Bodenschwellen gebildet, welche 
unter dem Polarkreise von Baffinsland nach Grönland und von Grönland 
über Island und die Färöer zu den Shetland-Inseln sich hinziehen und 
von Europa die schwimmenden Eisberge zurückhalten. Gegen den G r o ß e n 
Ozean bildet die B e r i n g st r a ß e (nach dem Seefahrer Bering benannt, 
der sie 1728 auffand) die Grenze; auch sie ist durch eine unterseeische 
Bodenerhebung gesperrt, welche von der Ostspitze Asiens (Kap Deschnew) 
zu dem Kap Prinz von Wales [uels] in Nordamerika hinüberreicht. 
Das Nordpolarmeer wird (wenn auch jetzt nicht mehr so häufig wie 
früher) meist nur von Schissen besucht, die ans den Walfisch- oder Robbenfang 
gehen. Jedoch sind mich zahlreiche Fahrten unternommen worden, welche nur 
ben Zweck hatten, die polaren Küsten zu untersuchen und in das den Nordpol 
umgebende Geheimnis einzudringen. Man nennt solche Reisen Nordpol¬ 
expeditionen. Die deutsche Nordpolexpedition drang (unter Karl 
Koldeweys Leitung) 1868 zu Schiff über Spitzbergen bis 81° 5' gen 
Norden bor, und 1873 entdeckte die österreichisch-ungarische Nordpolexpedition 
unter Julius Payers Führung eine aus sehr zahlreichen kleinen 
Inseln bestehende, in der Länge bort Nowaja Semlja gelegene Inselgruppe, 
das Franz-Josess-Land, welches sich bis über den 83. Parallelkreis 
hinaus erstreckt. 1895 erreichte Nansen 86 0 4', 1900 die italienische 
Polarexpedition sogar 860 33', so daß bis zur Erreichung des Poles nur noch 
etwa 400 km fehlen. — Immerhin ist das unbekannte Gebiet der Arktis 
noch so groß wie das europäische Rußland. 
2) Der Atlantische Ozean (90 Mill. qkm groß) liegt zwischen 
Europa und Afrika einerseits und Amerika andererseits. Im N. und S. 
schließen sich die beiden Eismeere an, im SO. der Indische Ozean. Er 
ist von allen Meeren das bekannteste und befahrenste, hat die meisten Meer¬ 
busen und Seitenmeere, dagegen im Verhältnis zu dem Großen Ozean 
wenig Inseln. Der Name kommt von einer fabelhaften Insel Atlantis, 
die nach den Berichten einiger alter Schriftsteller westlich von Afrika 
gelegen hätte, aber vom Meere verschlungen worden wäre. Bemerkenswert 
ist im Verlaufe der Küsten dieses Ozeans, daß da, wo die Küste der Ostfeste 
zurücktritt, die Küste der Westfeste vorspringt, und umgekehrt: was ihn 
wie einen in 8-Gestalt zwischen den Kontinenten sich hinschlängelnden 
Riesenstrom erscheinen läßt.
	        
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